Eine Chance für junge Regisseur/innen

Young Directors Project

Das Programm der experimentellen Theaterschiene bei den Salzburger Festspielen wurde am Dienstag, 27. Juli 2010, in einer Pressekonferenz präsentiert. Unter dem Titel "Young Directors Project" werden seit neun Jahren junge, vielversprechende Regisseure aus aller Welt mit ihren Produktionen eingeladen.

Etliche der Preisträger, die jedes Jahr aus vier Produktionen gekürt wurden, haben anschließend Karriere gemacht. So wurden etwa zwei der ehemaligen Gewinner zum Theatertreffen in Berlin eingeladen.

Mittagsjournal, 27.07.2010

Dunkle Träume

Sehr kafkaesk geht es in der Inszenierung des Schweden Jacob Ahlbom zu. Der ausgebildete Mime und passionierte Zauberkünstler entführt das Publikum in eine Welt dunkler Träume, in der Figuren auftauchen und wieder verschwinden und sich selbst nicht immer wiederfinden. Für Kurzweil sorgen Feuerzauber und eine erschreckend biegsame Schlangenfrau. Es ist ein Abend an der Grenze zwischen Traum und Realität, in den durch das Verschwinden einer Frau auch ein Psychothriller verwoben wurde.

Martine Dennewald leitet das Young Directors Project heuer zum vierten Mal. Sie präsentiert weiters ein Stück von Sylvain Creuzevault, das die Geschichte der Französischen Revolution erzählt. "In diesem Historiendrama ereignet sich ein kleines Wunder", so Dennewald, "nämlich das Wunder, dass wir diese französischen Revolutionäre in jedem Augenblick als unsere Zeitgenossen ansehen und deswegen keinen Augenblick denken, diese Geschichte sei eine vergangene Geschichte, die mit uns nichts mehr zu tun hat. Es stellt sich ganz schnell heraus, dass die zentrale Frage des Stücks, nämlich nach den Grundlagen der Demokratie und nach der Möglichkeit von Gewalt als politischem Mittel, noch lange nicht zu den Akten gelegt werden kann."

Eine "Plattform für junge Leute"

Weiters gibt es das Stück "Tod in Theben" von Jon Fosse zu sehen, in dem er drei Dramen des Sophokles zu einem Familiendrama verschmilzt, das in einer Lichtinstallation aus 2.000 verschiedenfarbigen Glühbirnen abgewickelt wird. Jürgen Flimm, in dessen Ära bei den Salzburger Festspielen das Young Directors Project gestartet wurde, wollte damit einfach eine Startchance für junge Regisseure schaffen:

"Ich wollte immer eine Plattform für junge Leute einrichten", so Flimm, "weil wir, sozusagen die jetzigen älteren Herren, schon früher, als wir anfingen mit dem Regieberuf, große Schwierigkeiten hatten, den Weg aus dem Regieassistenten-Status in einen professionellen Status als Regisseur zu gehen – das war immer sehr schwierig."

Hochkarätige Jury

Am 28. Juli 2010 startet der Wettkampf um den Preis des Young Directors Project, der von der Firma Montblanc ausgelobt wird, mit der Premiere des Stücks von Jacob Ahlbom. In der Jury sitzen neben Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler die "Buhlschaft" Birgit Minichmayr, die Leiterin des Kulturressorts des "Standard", Andrea Schurian, der Schauspieler Klaus Maria Brandauer und der Galerist Thaddaeus Ropac.

Textfassung: Ruth Halle