APA/BARBARA GINDL
Salzburger Festspiele zeigen Sophokles-Adaption
Drei in Einem
Der norwegische Autor Jon Fosse gehört zu den bedeutendsten Dramatikern der Gegenwart. Bei den Salzburger Festspielen wird Mittwochabend sein Drama "Tod in Theben", in dem er die drei Ödipus-Dramen des Sophokles kondensiert, zum ersten Mal in deutscher Sprache aufgeführt.
5. Oktober 2023, 14:32
Liebe zur Lyrik Georg Trakls
Jon Fosse verlässt seine an einem Fjord gelegene Heimastadt Bergen heutzutage selten und der Salzburg-Besuch stellte eher eine Ausnahme dar. Denn die rätselhaften und von Schweigen durchdrungenen Stücke des Autors werden auf der ganzen Welt gespielt. Auch in Österreich sind die meisten seiner Dramen nachgespielt worden. Der norwegische Dichter liebt aber die Lyrik des Salzburgers Georg Trakl, die er schon in seiner Jugend gelesen hat durch die Übersetzungen eines benachbarten Schriftstellers und so wohnt er derzeit in einem Altstadthotel gleich um die Ecke von Trakls Geburtshaus in Salzburg.
Bei den Salzburger Festspielen war er schon einmal zu Gast und in Norwegen ist dieses Festival bestens bekannt, ja das Festival seiner Heimatstadt Bergen, das es auch schon über vierzig Jahre gibt, orientiert sich am Salzburger Vorbild.
Ödipus in konzentrierter Form
"Tod in Theben", das Stück, das nun in der Inszenierung von Angela Richter in Salzburg zu sehen ist, im Rahmen des Young Directors Project passt gut zum heurigen Motto der Festspiele: Mythos. Nach "Ödipus auf Kolonos" mit Klaus Maria Brandauer stehen diesmal alle drei Ödipus-Dramen des Sophokles in einer konzentrierten Form im Zentrum. Fosse hat diese Version als Auftragswerk für das Nationaltheater in Oslo geschaffen und sie wurde schon auch im berühmten Dramaten in Stockholm gezeigt.
Ein Musiker der Worte
Jon Fosse, der ja bereits unzählige Stücke und Romane geschrieben hat, hält sich derzeit bei der Dramatik zurück, er schreibt wieder Lyrik und hat ein neues, zweites Libretto für den österreichischen Komponisten Georg Friedrich Haas geschaffen.
Jon Fosse ist zutiefst Lyriker und ein Musiker der Worte, das wissen Komponisten wie Regisseure, aber auch seine Leser sehr zu schätzen.