Gesundheitsgefahr immer größer

Vorwurf: Brandbekämpfer korrupt

In Russland steigt die Zahl der Toten nach den schweren Waldbränden weiter. Laut offiziellen Angaben sind bisher 50 Menschen ums Leben gekommen. Die gesundheitliche Belastung durch den Smog wird immer größer. Den Behörden wird Ineffektivität vorgeworfen, der Feuerwehr Korruption.

Mittagsjournal, 05.08.2010

Höchste Warnstufen

Die Frage ist nicht mehr, ob die Luftgrenzwerte überschritten werden, sondern um wie viel. Schon seit Tagen gilt bei Ozon die höchste Warnstufe. Bei Stickoxiden, Formaldehyd, Schwefelwasserstoffen, Phenyläthylen gilt die zweithöchste Warnstufe. Die Messwerten kommen von der staatlichen Umweltbehörde die den Ruf hat, Werte eher nach unten als nach oben zu korrigieren.

Empfehlung: Viel trinken und putzen

Der oberste Sanitätsbeauftragte Russlands Gennadi Onischenko empfiehlt den Moskauern ihren Lebensstil umzustellen und sich nicht den Abgasen auszusetzen. "So wenig wie möglich im Freien Gelände aufhalten, besser in geschlossenen Räumen. Wünschenswert sind Masken, so skeptisch man ihnen auch gegenübersteht. Viel trinken, aber keine kohlensäurehaltigen Getränke. Diese sind schlecht für die Atemwege und sind jetzt sowieso schon sehr belastet. Die Wohnungen oft feucht wischen, um den Staub zu beseitigen", sagt Onischenko im Gespräch mit dem Radiosender Moskauer Echo und rät, möglichst wenig körperliche Arbeit durchzuführen.

Behörden arbeiten ineffektiv

Es ist keine einfache Aufgabe, vor allem für die Feuerwehrleute und Freiwilligen im Kampf gegen die Flammen. Präsident Dmitrij Medwedew hat seinen Urlaub im südrussischen Sotschi unterbrochen um die Krisenstäbe zu leiten. Die Brandkatastrophe zeigt auch die Ineffektivität der russischen Behörden und der Verwaltung.

Vorwurf: Gouverneure auf Urlaub

Vor zwei Tagen ist ein Stützpunkt der Marineluftfahrt in der Nähe von Moskau abgebrannt. Der Kommandant des Stützpunktes hielt sich zu dieser Zeit, wie es heißt, an einem unbekannten Ort auf. Er hat sich offensichtlich nicht um die Löscharbeiten gekümmert. Im Internet tauchen auch immer öfter Anschuldigungen gegenüber den Gouverneuren der betroffenen Gebiete auf: Sie würden sich erholen und sich auf Urlaub sein, statt die Einsatzarbeiten zu leiten. Aufgrund der Berichte im Internet hat Premierminister Putin persönlich den Gouverneur des Gebietes Tver nördlich von Moskau zur Rede gestellt und einen intensiveren Einsatz bei den Löscharbeiten gefordert.

Schmiergeld für Feuerwehrleute?

Es gibt auch einige Berichte von Korruption. Feuerwehrleute sollen Geld verlangt haben um Siedlungen zu retten. Kein Wunder, ein Feuerwehrmann verdient pro Monat nur etwa 260 Euro.

Sparkurs bei Waldaufsicht

Über die Ursache der massiven Brände wird immer öfter spekuliert. Als ein Grund gilt die Änderung des Waldgesetzes im Jahr 2006, die die Zahl der Waldaufseher reduziert hat. Laut einem Bericht der Zeitung Gaseta hat der Staat im vergangenen Jahr die finanziellen Mittel zur Pflege der Wälder um 15 Prozent gekürzt.