Bis vier Millionen Opfer weltweit

Milliardengeschäft Menschenhandel

Menschenhandel ist eines der lukrativsten Geschäfte der Welt. Milliarden sind damit zu verdienen, indem Menschen verkauft und ausgebeutet werden. Zwischen zwei und vier Millionen Opfer pro Jahr gibt es weltweit - meistens sind es Frauen und Kinder. Allerdings werden viele Täter nicht erwischt.

Morgenjournal, 06.08.2010

Neues Sklaventum

Es ist eine moderne Form der Sklaverei. Kinder werden zum Betteln, Frauen zur Prostitution gezwungen oder als Hausangestellte ausgebeutet. Weltweit verdienen Menschenhändler geschätzte 35 Milliarden US-Dollar pro Jahr. Mehr Geld ist nur mit Waffen- oder Drogenhandel zu machen - das Geschäft ist längst globalisiert. Österreich ist Ziel- und Transitland, sagen die Ermittler. Die Opfer werden entweder in andere Länder durchgeschleust oder hier zum Beispiel zum Stehlen gezwungen und kommen zunehmend aus Slowenien, Rumänien und Ungarn.

Viel versprochen, Täter unentdeckt

Das Procedere ist in vielen Fällen dasselbe: jungen Frauen wird ein Job im Westen versprochen, irgendwann enden sie als Prostituierte, oder junge Männer werden für Einbrüche oder Diebstähle missbraucht. Die Kosten für den Transport müssen sie dann durch Straftaten abarbeiten. Dazu kommt: wenn sie erwischt werden und minderjährig sind, werden sie angezeigt, die Hintermänner bleiben unentdeckt.

Die Opfer schweigen oft aus Angst, dass sie selbst oder ihre Familienangehörigen ins Gefängnis kommen oder umgebracht werden. Die Täter profitieren von offenen Grenzen und bleiben oft ungestraft.

"Gemeinsam gegen Menschenhändler vorgehen"

Erich Zwettler, Leiter des Wiener Landesamtes für Verfassungsschutz, davor jahrelang im Bundeskriminalamt für den Kampf gegen den Menschenhandel zuständig, im Ö1 Morgenjournal-Gespräch mit Andrea Maiwald

Kaum Verurteilungen

Laut internationaler Organisation für Migration gibt es allein in Wien geschätzte 7.000 Opfer, gesicherte Zahlen gibt es nicht. Im Jahr 2008 gab es hingegen nur etwa 30 Anzeigen in Österreich und sechs Verurteilungen wegen Menschenhandels und 61 wegen grenzüberschreitenden Prostitutionshandels.

Obwohl es seit Jahren eine Task force im Außenministerium gibt und die österreichische Rechtslage als vorbildlich gilt. Seit 2004 ist sie sogar strikter als die EU-Vorgaben und stellt auch die Ausbeutung zum Zweck der Organentnahme unter Strafe, die Höchststrafe für schwere Fälle mit Gewalt oder Kinder als Opfern beträgt außerdem zehn Jahre, die EU sieht eine Mindesthöchststrafe von acht Jahren vor.

Das Thema Menschenhandel ist heuer auch Schwerpunkt beim diesjährigen Dialogforum der Donau-Universität Krems zum Thema Integration in Gmunden.

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