Über E-Books, iPads und Electronic Publishing

Mobile Bücher mit Strom

Jeder hat schon davon gehört, aber kaum einer hat schon einmal ein elektronisches Buch gelesen. Liegt das an den traditionellen Vorlieben der Leser, die auf Papier und Seitenrascheln nicht verzichten wollen, oder hinkt die Entwicklung hierzulande einfach hinterher?

Mittagsjournal, 10.08.2010

Nicht so weit wie in den USA

Was Amazon in Übersee in Sachen E-Books leistet, davon ist es hierzulande noch weit entfernt. Der Kindle, das von Amazon entwickelte Lesegerät ist nur per Versand aus den USA zu beziehen und Amazon Deutschland bietet derzeit überhaupt keine E-Books an.

Marktführer hierzulande ist das Lesegerät von Sony, das von Buchhandelsketten wie Morawa oder Thalia vertrieben wird. Bei einem allerdings noch recht eingeschränktem Spektrum an Büchern. Karl Pus ist Geschäftsführer der Buchhandelskette Bestseller und im Hauptverband des österreichischen Buchhandels Experte für E-Books.

"Bei Neuerscheinungen ist das alles kein Problem", erklärt Pus. "Aus der Druckvorstufe werden ganz einfach die nötigen Formate gezogen, umgewandelt und stehen als E-Book zur Verfügung. Das macht es aber gerade für die Backlist so schwierig, weil so viele Klassiker ganz einfach im Printformat vorhanden sind, aber neu eingescannt werden müssen, umformatiert werden müssen und so weiter."

Teilweise noch Zurückhaltung

Während die beiden großen deutschen Verlage Bertelsmann und Random House bereits seit zwei Jahren gleichzeitig mit der gedruckten Version auch das E-Book herausbringen, zeigen sich andere zurückhaltender. So wird die elektronische Version aus Angst vor Raubkopierern häufig zeitverzögert auf den Markt gebracht, andere Verlage verweigern sich dem E-Book völlig, weil es schlichtweg nicht zur Firmenphilosophie passt.

Um das neue Medium zu fördern hat der Hauptverband des deutschen Buchhandels die Internetplattform libreka.de geschaffen, die für alle deutschsprachigen Verlage zugänglich ist und die dem Konsumenten das Gesamtangebot an E-Books zugänglich machen soll. Derzeit sind dort 24.000 Titel gelistet. Mit Apple haben gerade Gespräche über eine Zusammenarbeit begonnen.

Das iPad mit Vor- und Nachteilen

Apple hat mit seinem iPad die E-book-Branche übrigens in einigen Tumult versetzt. "Absolut bemerkenswert war an und für sich das sofort reduzierte Käuferverhalten, als das iPad angekündigt wurde", so Pus. "Seitdem ist mehr oder weniger der Verkauf der Maschinen komplett gestanden."

Die Multifunktionalität des iPads besticht natürlich, genauso wie sein integrierter Internetzugang, den herkömmliche Lesegeräte nicht aufweisen können. Kann das iPad also überall mit neuem Lesematerial gespeist werden, muss etwa der Sony-Reader von einem Computer aus versorgt werden.

Dafür verfügt das iPad über einen LCD-Bildschirm, ist also hintergrundbeleuchtet und deshalb bei weitem nicht so augenfreundlich wie die von den speziellen Lesegeräten verwendete E-Ink-Technologie. Damit lässt sich jeder Text, anders als beim iPad auch in der direkten Sonne problemlos lesen.

Navigation beim E-Book unpraktischer

Gleichzeitig arbeiten die Lesegeräte auch energiesparender. Ist beim iPad nach zehn Stunden der Akku leer, lässt sich mit den Readern durch bis zu 8.000 virtuelle Seiten blättern.
Sollte jemand daran denken, mit einem virtuellen Reiseführer auf Urlaub zu fahren, will er also innerhalb eines Buches schnell navigieren können, ist er aber mit dem iPad besser beraten.

"Das funktioniert am Laptop ganz hervorragend", sagt Pus. "Aber auf einem klassischen E-Book - weil der ja verschiedene Suchfunktionen nicht und auch keine Maus hat - heißt das, du musst die Seite wissen. Du musst jedes Mal wieder zurück zum Inhaltsverzeichnis, nachschauen, wo das ist und dann wieder vorblättern. Das nimmt viel Zeit in Anspruch."

Die E-books unterliegen hierzulande übrigens der Buchpreisbindung. Da die Herstellungskosten des gedruckten Buches aber wegfallen, können sie um zwei bis drei Euro unter dessen Wert vertrieben werden.

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