20 Millionen Hochwasser-Betroffene

UNO-Aufruf zu "beispielloser Hilfe"

Die Hochwasserkatastrophe in Pakistan weitet sich aus, 20 Millionen Menschen sind nach Angaben der Vereinten Nationen betroffen. Laut UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon ist die Not ohne Beispiel. Deshalb sei auch beispiellose Unterstützung nötig, so Ban. Frankreichs Präsident Sarkozy setzt auf eine EU-Notfalltruppe.

Morgenjournal, 16.08.2010

UNO-Hilfe wird aufgestockt

UNO-Generalsekretär Ban Ki-Moon ist zu tiefst schockiert. Es sei "herzzerreißend", sagt Ban nach einem Besuch des Katastrophengebietes. Er habe schon schon viele Naturkatastrophen in der ganzen Welt gesehen, "aber nichts ist wie das hier", so der UNO-Generalsekretär. Das Ausmaß des Desasters sei beispielslos, die Not so groß.

Nach Angaben Bans sind möglicherweise 20 Millionen Menschen "direkt oder indirekt vom Hochwasser betroffen. Den Flutwellen müsse deshalb "mit einer globalen Welle der Unterstützung begegnet werden", betont der UNO-Chef und kündigt eine weitere Aufstockung der Mittel aus dem UNO-Nothilfefonds um acht Millionen auf 21,1 Millionen Euro an.

Ohnmacht bei Helfern

Ohnmacht herrscht derzeit nicht nur in Pakistan angesichts der anhaltenden Flutkatastrophe, die immer mehr Menschen überrollt. Auch die Hilfsorganisationen sind überfordert. Von den rund 180 Millionen Einwohnern Pakistans ist jeder 10. von der Katastrophe betroffen.

Kein Ende der Regenfälle

Auch heute gehen die schweren Monsunregenfälle in Pakistan weiter, vor allem im Süden des Landes werden immer mehr Dörfer überschwemmt, wie viele Menschen derzeit vor den Wassermassen noch fliehen müssen ist ungewiss, sagt Pascal Cuttat, Delegationsleiter des Internationalen Roten Kreuzes in Pakistan: "Die Ressourcen Vorort reichen derzeit einfach nicht aus. Das ist eine Katastrophe wie wir sie vom Umfang her noch nie gesehen haben. Wir geben alle unser bestes aber die Zahlen und der Umfang sind einfach zu groß", so Pascal Cuttat

Hilfe muss durch Wassermassen

Auch UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon gab sich gestern schockiert: "Ich war schon an vielen Schauplätzen von Naturkatastrophen auf der ganzen Welt, aber so etwas habe ich noch nie gesehen". Ein Fünftel des Landes ist von den Wassermassen verschluckt worden, die meisten der etwa 20 Millionen Betroffenen wurden von Hilfe noch nicht erreicht und müssen sich allein durch Schlamm und Wassermassen kämpfen, sie haben kein sauberes Trinkwasser und keine Lebensmittel. Wo Hilfskonvois hinkommen, stürzen sich die verzweifelten Massen darauf. Im Bezirk Sukkur haben heute hunderte Flutopfer die Autobahn blockiert, um gegen die Regierung zu protestieren.

Seuchen und Hungersnot drohen

Für die Soforthilfe der nächsten 3 Monate werden laut UNO rund 360 Millionen Euro gebraucht, bisher ist erst ein Viertel dieser Hilfe angekommen: "Diese Katastrophe ist noch lange nicht vorbei. Es könnte noch wochenlang regnen und danach gibt es noch viel zu tun", sagt UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon. Denn neben der Flut drohen weiterhin der Ausbruch von Seuchen und eine Hungersnot: Den Flutwellen müsse man jetzt mit einer globalen Welle der Unterstützung begegnen, so UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon.

Mittagsjournal, 16.08.2010

Sarkozy will EU-Eingreiftruppe

Unterdessen hat der französische Präsident Nicolas Sarkozy die Bildung einer EU-Eingreiftruppe gefordert. "Nach Haiti und den Bränden in Russland müssen wir die Konsequenzen ziehen und eine echte EU-Eingreiftruppe für solche Krisenfälle aufbauen," schreibt Sarkozy in einem Brief an EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso. Er will in Kürze konkrete Vorschläge machen.

Flutopfer bitten um Hilfe

Eine Reportage aus dem Katastrophengebiet von Jürgen Webermann