"Bildung einer kriminellen Vereinigung"
Schwere Vorwürfe gegen Kulterer
Der Anwalt des inhaftierten Ex-Hypo-Chefs Wolfgang Kulterer spricht von einer skandalösen Vorgangsweise der Justiz und ortet politische Motive. Vorgeworfen werden dem ehemaligen Hypo-Chef allerdings eine ganze Reihe von Vergehen - bis hin zur Beteiligung an einer kriminellen Vereinigung.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 16.08.2010
Anwalt: "Kulterer nicht verantwortlich"
Der Ex-Hypo-Alpe-Adria-Bank-Vorstand Wolfgang Kulterer ist seit Sonntagabend in Untersuchungshaft - wegen Fluchtgefahr, Tatbegehungs- und Verdunkelungsgefahr. Für den Anwalt Kulterers, Ferdinand Lanker, ist die Verhaftung und die Verhängung der Untersuchungshaft über seinen Mandanten unverständlich. Es gehe "nur" um zwei Vorwürfe, nämlich die Vergabe eines Kredits an den Detektiv Guggenbichler und die Vergabe eines anderen Kredits an die mittlerweile liquidierte Fluglinie Styrian Spirit. In beiden Fällen habe Kulterer aber keinen Kredit vergeben, sondern die Anfragen an die zuständigen Stellen weitergegeben, wo sie bearbeitet worden seien. Kulterer habe "keine Weisungen erteilt und ist dafür auch nicht verantwortlich", so Lanker.
"Politische Hintergründe"
Lanker sieht deshalb politische Gründe hinter der Verhaftung Kulterers, um Vorwürfe gegen das Justizministerium wegen schonenden Verhaltens in anderen Fällen wie BUWOG oder die Hypo Niederösterreich, durch eine Verhaftung zu überdecken, sagt Lanker.
70 Anzeigen
Allerdings ist es zweifelhaft, dass Kulterer von der Staatsanwaltschaft nur die Kreditvergaben an den Privatdetektiv Guggenbichler und an die Styrian Spirit vorgeworfen werden. Alleine von den Ermittlern der CSI Hypo wurde der ehemalige Bankchef Kulterer in den vergangenen Monaten mehrfach angezeigt. Von den mittlerweile fast 70 Anzeigen, die die Ermittler der CSI-Hypo an die Staatsanwaltschaft Klagenfurt und die SOKO weitergegeben haben, sind mehr als ein Dutzend konkret gegen Kulterer gerichtet.
Verdacht der Bildung einer kriminellen Vereinigung
CSI-Chef Wolfgang Peschorn von der Finanzprokuratur: "In über einem Dutzend Fällen geht es um den Verdacht der Untreuehandlung, aber auch um den Verdacht der Bildung einer kriminellen Vereinigung, um Vorteile zu Lasten der Bank und des Steuerzahler und zum Nutzen bestimmter Personen zu lukrieren." Zwar will sich Peschorn nicht konkreter zu den Vorwürfen äußern, aber in den vergangenen Tagen wurden doch einige Vorwürfe gegen Kulterer bekannt, die Ö1 auch aus Ermittlerkreisen bestätigt werden.
Kroatischer Ex-General als "Kunde"
Und diese Vorwürfe haben es in sich: So wird Kulterer etwa Geldwäsche und Untreue vorgeworfen. Und zwar im Zusammenhang mit Geldtransfers in Millionenhöhe nach Liechtenstein, die Kulterer und sein Vorstandskollege Günter Striedinger für den ehemaligen kroatischen General Vladimir Zagorec arrangiert haben soll.
Bei Vorzugsaktien "mitgeschnitten"
Der Verdacht des Betrugs und der Untreue wiederum besteht im Zusammenhang Vorzugsaktien in der Höhe von 200 Millionen Euro, die die Hypobank 2004 auf den Markt geworfen und angeblich an ausgewählte Bankkunden vergeben hat - mit einer garantierten Mindestdividende von 6,25 Prozent. Die Ermittler sind aber überzeugt, dass mehrere Bankvorstände sich bei diesen Vorzugsaktien selbst bereichert haben könnten, und zwar indem sie über Privatstiftiungen wie der "BC-Holding AG" aus Klagenfurt, oder einer "Anna Gasse Privatstiftung" oder einer "MA Privatstiftung" billige Kredite bei der Hypobank aufgenommen und damit Aktien gekauft haben, um im Jahr 2006 einen Millionengewinn einzustreifen.