Erdogan lehnt verschärfte Sanktionen gegen Iran ab
Obama über Türkei verärgert
Das Verhältnis zwischen den USA und der Türkei ist getrübt. US-Präsident Obama ist verärgert über die Haltung der Türkei gegenüber Israel und dem Iran. Die Türkei hatte im UNO-Sicherheitsrat gegen die verschärften neuen Iran-Sanktionen gestimmt. Die USA könnten nun den Verkauf von Waffen an die Türkei verzögern.
8. April 2017, 21:58
Gemeinsame Interessen bei Iran-Frage
Das gute Verhältnis zwischen der Türkei und den USA sei derzeit getrübt, meint der Leiter der "Zeit" Redaktion für den Nahen Osten, Michael Thumann, in Istanbul: "Das Verhältnis ist reparabel, wenn sich beide Länder auf ihre grundsätzlichen Interessen in der Region konzentrieren. Ich glaube, die Türkei und die USA haben beide das gleiche Ziel, dass der Iran in der Region nicht dominiert und keine Atomwaffen besitzt. Die USA und die Türkei haben das gemeinsame Interesse, diese Frage nicht mit einem Krieg gegen den Iran zu lösen. Auf diese Art kann man Fortschritte in der beiderseitigen Beziehung machen."
Türkei versuchte zu vermitteln
Die Türkei habe sich verändert, sie sei nicht mehr das alte NATO-Land, das es einmal gewesen sei, sagt Thumann. Ankara habe nicht nur gute Beziehungen zu den USA und Europa, sondern mittlerweile auch zu seinen Nachbarn, wie etwa Syrien oder zu Russland und Saudi-Arabien. Die türkische Regierung versuche, mit der iranischen Führung Kontakt zu halten. Deshalb habe Ankara mit voller Absicht im UNO-Sicherheitsrat gegen die verschärften Iran-Sanktionen gestimmt, sagt Michael Thumann: "Es war eine Reaktion darauf, dass die Amerikaner den türkisch-brasilianischen Vorschlag eines Austausches von Uran, den die Türkei und Brasilien mit dem Iran vereinbart hatten, ignorierten. Das war sozusagen eine Retourkutsche. Zugleich war es ein großer Fehler, denn der türkische Präsident Erdogan hat damit viel Ärger in Washington hervorgerufen." Doch grundsätzlich stehe die Türkei als NATO-Partner aber an der Seite der USA.
Israels Politik ist auf Spannung ausgerichtet
Komplizierter sei das Verhältnis der Türkei zu Israel. Die Türkei sei das einzige muslimische Land, das mit Israel militärisch zusammenarbeite. Israel sei auch ein wichtiger Handelspartner für die Türkei. Doch die derzeitige Regierung unter Ministerpräsident Netanyahu habe Ankara verärgert, weil sie immer wieder Krisen produziere, meint Michale Thumann. "Ich rechne wieder mit einem Krieg Israels mit seinem unmittelbaren Nachbarn. Wenn die Situation eskaliert, möglicherweise auch darüber hinaus. Die Politik in Israel ist nicht auf Ausgleich sondern auf stetige Spannung mit seinen Nachbarn ausgerichtet. Das wird Israel in künftige Konflikte stürzen und das wird in weiterer Folge auch das Verhältnis mit der Türkei trüben", erklärt Thumann. Denn die Türkei werde die derzeitige Politik Israels nie akzeptieren. Während auf der anderen Seite die USA weiterhin zu Israel stehen werden.