Vorstoß Faymanns abgelehnt
Längere Lehrerarbeitszeit: Gewerkschaft dagegen
Der sommerliche Lehrerstreit köchelt weiter. Nachdem Bundeskanzler Werner Faymann wieder mehr Arbeitsstunden für Lehrer ins Spiel gebracht hatte, kam von der Gewerkschaft dazu postwendend ein "Nein". Das WIFO bedauert den Kompetenzstreit zwischen Bund und Ländern
8. April 2017, 21:58
Abendjournal, 23.08.2010
Neu entfachte Diskussion
Im letzten Jahr gab es wochenlange heißblütige Diskussionen um die Frage: sollte die Unterrichtsverpflichtung der Lehrerinnen und Lehrer nicht um zwei Wochenstunden erhöht werden? Die Fronten damals: SPÖ-Unterrichtsministerin Claudia Schmied gegen die ÖVP-dominierte Lehrergewerkschaft. Die Sache wurde schließlich vertagt, wenn man so will, beiseitegeschoben. Jetzt frischt Bundeskanzler Faymann (SPÖ) das Thema wieder auf, indem er meinte, man werde darüber diskutieren, ob die Lehrer nicht ein paar Stunden mehr arbeiten könnten.
Breite Front dagegen
Die VP-nahen Lehrergewerkschafter Eva Scholik und Walter Riegler erinnerten daraufhin eben an die Turbulenzen des Vorjahres und warten, dass der Lehrermangel mit solchen Maßnahmen hundertprozentig verstärkt werde. Aber auch die roten Gewerkschafter gingen auf Distanz zu Faymann. Diese Idee werde strikt abgelehnt und man werde dagegen mit allen demokratischen Mitteln dagegen ankämpfen, formulierte der SPÖ-nahe Lehrer-Gewerkschafter Reinhard Dumser sogar noch schärfer als seine schwarzen Gewerkschaftskollegen. Schaumgebremst fiel auch die Reaktion der ÖVP aus: Änderungen der Stundenverpflichtungen müssten im Rahmen des neuen Dienstrechts sozialpartnerschaftlich diskutiert werden.
WIFO: Zahlen pro Schüler
Der sommerliche Kompetenzstreit zwischen Bund und Ländern geht für das Wirtschaftsforschungsinstitut wiederum in die völlig falsche Richtung. Es gehe darum, was mache der Bund, was die Länder, so WIFO-Chef Karl Aiginger. Demnach sollte der Bund Bildungsziele festlegen und kontrollieren. An die Länder werden die Finanzmittel überwiesen, über deren Verwendung die einzelnen Schulen dann autonom entscheiden sollten.
Zur Diskussion stehen derzeit gut 5.000 Euro pro Schüler. Aiginger glaubt, dass dieses neue Bildungskonzept auch billiger wäre, er spricht von einer halben Milliarde Einsparungspotential.