Kritik an der pakistanischen Regierung

Pakistani in Österreich organisieren Hilfe

Die Katastrophe beschäftigt auch die 3.000 bis 5.000 in Österreich lebenden Pakistani. Sie versuchen, Geld und Hilfsgüter für ihre Familien und Bekannten in der Heimat zu beschaffen. Ihre Möglichkeiten sind begrenzt. Sie geben der schlechten Regierung Pakistans die Schuld an dem langen internationalen Desinteresse.

Mittagsjournal, 24.08.2010

Verena Gleitsmann

Nationalsport Cricket

Am Sportplatz im 22. Wiener Gemeindebezirk spielt die österreichische Cricket-Mannschaft gegen die slowenischen Kollegen. Viele der Spieler mit den weißen, langen Hosen und den weißen Langarmhemden sind Pakistani. Cricket ist in Pakistan der Nationalsport, sagt Ali Zulfiquar. Er hat vor 16 Jahren den Pakistan Cricket Club in Wien mitbegründet: "Cricket ist für Pakistani wie Fußball für Österreicher."

"Kann es nicht mehr ansehen"

Abseits des Spieles ist die aktuelle Hochwasserkatastrophe das Hauptgesprächsthema: "Ich höre jeden Tag die Nachrichten, aber ich kann es nicht mehr ansehen, da ich nicht helfen kann. Das tut weh", sagt der Cricket-Spieler Amir Naeem. Bei Spielen und Festen sammelt die Mannschaft Spenden für die Heimat.

Sie vernetzen sich dafür auch im Internet und auf der Plattform Facebook. In die pakistanische Regierung haben die meisten kein Vertrauen. "Wir geben kein Geld. Wir kaufen Material und geben es den Menschen. Auf diese Weise können wir wirklich helfen", so Naeem.

Große Betroffenheit

Einige Stunden nach dem Cricket-Spiel hat Ali Zulfiquar ein paar seiner pakistanischen Freunde in ein kleines indisches Restaurant zusammengerufen. Sie kommen aus allen Teilen Pakistans und sind hier in Österreich zu Freunden geworden. Gemeinsam wollen sie beraten, wie sie die Freunde und Verwandten in der Heimat unterstützen können. Die Betroffenheit ist groß. Fernsehen und Radio bringen jeden Tag neue Nachrichten aus der Heimat: "Es ist eine untragbare Situation. Menschen schlafen auf der Straße, die Infrastruktur ist total zerfallen."

Helfen wollen, aber nicht können

Mit den Familienmitgliedern und den Freunden in der Heimat sind wir ständig in Kontakt, sagt Nadeem Khan: "Von wo ich herkomme, gibt es kein Hochwasser. Aber es gibt sehr viele, die davon betroffen sind. Sie haben Hunger und sind krank." Der Wunsch, die Menschen in ihrer Heimat finanziell zu unterstützen, lastet schwer auf den Schultern der Pakistani. "Ich bin Alleinverdiener. Ich ernähre hier meine Mutter und auch die Familie meines Bruders", sagt der 45-jährige Geschäftsmann Mazoor Khawaja.

"Die Politik ist schlecht"

Enttäuscht sind die Freunde darüber, wie lange es gedauert hat, bis sich die internationale Staatengemeinschaft für sie interessiert hat. Naseem Khawaja führt das auf das schlechte Image seines Landes zurück: "Die Politik ist schlecht. Wir wollen nicht darüber sprechen. Wir sprechen über die Menschen, die Essen und Zelte brauchen. Sie brauchen aber auch moralische Hilfe. Es geht um Menschlichkeit und die ist überall gleich."

In zwei Wochen, zum Fastenbrechen nach dem Ramadan, soll noch einmal ein großes Fest organisiert werden. Dann wollen die in Österreich lebenden Pakistani ihre Spenden in die Heimat schicken.