Abschiebeaktion löst Ängste aus

Roma wollen in Frankreich bleiben

Mit der Abschiebe-Aktion der Roma löst die französische Regierung nicht die Probleme, die mit der Migration der Roma in Europa verbunden sind. Präsident Sarkozy retourniert die französischen Probleme seinen Kollegen in Rumänien. Die Roma sind Diskriminierung, Stigmatisierung, Rassismus und Verfolgung ausgesetzt. Trotzdem wollen sie in Frankreich bleiben.

Morgenjournal, 27.08.2010

Kennen Grund für Ausweisung nicht

Wer sie nicht kennt, dem fällt die Barackensiedlung nicht auf. Jene Baracken-Siedlung nahe dem Pariser Vorort Créteil, in welcher die Familien von Dehan und Stefan leben. In einer Grube zwischen der Autobahn A86 und den Zuggleisen Richtung Süden haben sie im Vorjahr versucht, ihr Leben in Frankreich neu zu beginnen. Denn vor vier Jahren sind sie schon einmal ausgewiesen worden erzählt Dehan: "Die Polizei ist gekommen, es gab eine Kontrolle, ich weiß nicht warum wir wurden weggeschickt. Wir sind aber wieder gekommen und haben diese Baracken gebaut."

Angst in der Heimat

Roma können als EU-Bürger immer wieder in Frankreich einreisen. Trotzdem ist die Angst wieder weggeschickt zu werden allgegenwertig, sagt Stefan: "Das was auf uns zukommt ist eine Katastrophe für uns, denn in Rumänien habe ich jeden Tag Angst. Wir sind Roma und keine Rumänen. Das ist dort wirklich ein Problem, denn das wird nicht als das Selbe angesehen. Die Integration der Roma in ihrer Heimat soll in Zukunft besser funktionieren, fordert Frankreich und will beim Thema Roma enger mit Rumänien zusammenarbeiten.

In Frankreich bleiben, trotz aussichtsloser Lage

Menschrechtsorganisationen bleiben jedoch bei ihrer Kritik an dem harten Regierungskurs und fordern vielmehr eine Integration der Roma in Frankreich. Man müsse aufhören sie in diese Baracken-Siedlungen zu drängen, sondern mit diesen Familien arbeiten. "Hand in Hand mit der Regierung um Vorschläge für ihr Leben hier machen zu können", sagt Ode Leveille. Ode Leveille von Roma Europa hilft den Familien in der Siedlung bei Créteil. Sie haben weder fließendes Wasser noch Strom und kaum Möglichkeiten Geld zu verdienen, da ihr Zugang zum Arbeitsmarkt derzeit noch massiv eingeschränkt ist. Trotzdem möchten sie in Frankreich bleiben. Ode Leveille erklärt den Grund: "Wenn man ihre Siedlungen zerstört, zerstört man einen Teil ihres Lebens. Alles was sie aufgebaut haben in dem Versuch hier zu leben und etwas Geld zu verdienen."

Tausende Ausweisungen pro Jahr

Frankreich schickt jedes Jahr tausende Roma in ihre Heimat zurück. Meist weit weniger medienwirksam als derzeit im Zuge der viel-kritisierten Sicherheitsoffensive der Regierung. Denn Präsident Sarkozy hatte im Juli nach Zusammenstößen zwischen Roma und der Polizei versucht, eine Verbindung zwischen Kriminalität und Roma zu ziehen und eine schärfere Sicherheitspolitik angekündigt. Dehan und seine Familie fühlen sich stigmatisiert. "Das waren doch nicht wir, bei diesen Zusammenstößen. Nicht alle Roma sind so. Bloß haben sie jetzt eine Möglichkeit alle zu vertreiben."

Mehr als 800 Roma sollen bis zum Herbst weggeschickt werden. Ein banges Warten, nicht nur in der Roma-Siedlung bei Créteil.

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