Roma in Österreich

Anerkannt und doch oft diskriminiert

Geschätzte 10 bis 12 Millionen Roma leben in Europa, die meisten davon leben im Osten, vielerorts werden sie von der Mehrheitsbevölkerung angefeindet - nicht nur in Frankreich. In Österreich sind Roma seit 1993 nach dem Volksgruppen-Gesetz als Minderheit anerkannt. Das hat ihren Status etwas verbessert, sagen Experten, Diskriminierung gibt es aber nach wie vor.

Morgenjournal, 28.08.2010

Eingesessene und Zugewanderte

Die österreichische Roma-Bevölkerung ist alles andere als einen einheitliche Gruppe: Es gibt einerseits die autochtonen Roma-Gruppen, also alteingessene Roma, die zum Teil seit dem 15. Jahrhundert hier leben, dazu gehören die Roma, die Sinti und die Lovara. Und andererseits gibt es zugewanderte Roma, diese kommen vor allem vom Balkan und aus den Ländern des ehemaligen Ost-Blocks, viele davon sind als Gastarbeiter gekommen.

Geschätzte 50.000 in Österreich

Die meisten Roma wohnen in Städten, vor allem in Wien. In ländlichen Gebieten findet man Roma in erster Linie im Burgenland. Wie viele Roma in Österreich genau leben, kann man nur schätzen, sagt Roma-Experte Dieter Halwachs von der Universität Graz. Ein Mittelwert zwischen Schätzungen der NGOs und tatsächlich erhobenen Zahlen ergebe rund 50.000 Roma in Österreich, so Halwachs.

Nur Minderheit mit Minderheitenrecht

Die Roma sind seit 1993 in Österreich offiziell als Volksgruppe anerkannt. Nach der Verfolgung und Ermordung vieler Roma in der Nazi-Zeit sei das ein sehr wichtiger Schritt - auch im Hinblick auf die Wahrnehmung durch die Mehrheitsbevölkerung, sagt Halwachs. Seither würden sich auch mehr Leute als Roma bekennen.

Allerdings fallen unter das Volksgruppen-Gesetz nur die autochtonen Roma-Gruppen und diese machen gerade einmal zehn Prozent aller Roma in Österreich aus, schätzt Halwachs, der große Rest ist von den Minderheiten-Rechten ausgeschlossen.

Unbeliebteste Nachbarn

Und darüber hinaus werden Roma vielerorts immer noch als Zigeuner stigmatisiert, ergänzt Andrea Härle von Romano Centro, einem der ältesten Roma-Vereine in Österreich. "Die Roma gehören zu den Menschen, die die Leute am wenigsten als Nachbarn haben möchten." Es gebe direkte Diskriminierungen, wie Beschimpfungen oder bei der Suche nach Wohnungen und Arbeitsplätzen. Die Volksgruppenzugehörigkeit werde vor allem im Burgenland vom Namen oder auch vom Wohnort abgeleitet. Außerdem haben Roma-Kinder nach wie vor schlechtere Bildungschancen. Illegale Roma-Siedlungen wie in Frankreich gebe es in Österreich nicht, sagt Härle. Was es aber gebe seien Roma, die auf der Durchreise auch ein paar Tage in Österreich Halt machen. Und da komme es manchmal zu Konflikten.

Im Journal zu Gast

Wie sehen die Roma in Österreich selbst ihre Situation? Fühlen sie sich akzeptiert, oder an den Rand gedrängt? Diese und andere Fragen beantwortet der Obmann des Volksgruppenbeirats der Roma, Rudolf Sarközi, im Mittagsjournal.