"Diffamierung einer Minderheit"
Roma-Vertreter gegen Sarkozy
Der französische Präsident Nicolas Sarkozy diffamiere mit seiner Politik gegen die Roma eine gut integrierte Minderheit, sagt Romani Rose, der Vorsitzende des Zentralrates der deutschen Sinti und Roma, im Ö1 Mittagsjournal. Er fordert die EU-Kommission zum Eingreifen auf und wehrt sich gegen "rassistische" Vorwürfe.
8. April 2017, 21:58
"Minderheiten als Staatsbürger anerkennen"
Romani Rose, der Vorsitzende des Zentralrates der deutschen Sinti und Roma, im Mittagsjournal-Interview mit
Alte Vorurteile werden wach
Bei der "Kampagne" des französischen Präsidenten gehe es nicht um Integration, sondern um Diffamierung, sagt Romani Rose. Die illegalen Flüchtlingscamps würden dazu benutzt, die Minderheit als Ganzes zu kriminalisieren. Damit würden alte Vorurteile wachgerufen, wonach Sinti, Roma und Juden immer zu Sündenböcken gemacht wurden.
Integriert wie Juden auch
In der EU gebe es 10 bis 12 Millionen Angehörige der Roma-Minderheit, die aufgrund der 600- bis 700-jährigen Geschichte integriert seien - ebenso wie jüdische Menschen in Europa integriert seien. In Rumänien und Bulgarien erwarte die Menschen hingegen eine "Perspektivlosigkeit" in abgetrennten Regionen ohne Infrastruktur, Wasser, Strom, mit hoher Arbeitslosigkeit.
Appell an Brüssel
Romani Rose erwartet von der EU-Kommission, dass sie die EU-Staaten dazu drängt, Minderheiten als Staatsbürger ihres Landes anzuerkennen. Für die Verbesserung der Infrastruktur müsse Geld bereitgestellt werde, und die Justiz müsse bei Rassismus handeln, dass etwa Rechtsextreme nach Übergriffen vor Gericht gestellt werden.
"Rassistische" Vorwürfe
Den Vorwurf, dass sich Roma und Sinti nicht integrieren wollen, weist Romani Rose als "rassistisch" zurück. Natürlich gebe es unter 12 Millionen Menschen auch solche mit deren Handlungsweise man nicht einverstanden ist. Aber "Menschen sind individuell und man muss sie auch individuell sehen. Und jede Zuschreibung zu einer Minderheit als Ganzes ist rassistisch." Dass manche Eltern keine Verantwortung für ihre Kinder zeigen, sei ein gesamtgesellschaftliches Problem, aber keines der Roma allein.
Reportage über die Lage der Roma in Rumänien
Morgenjournal, 27.08.2010, Andreas Meyer-Feist
Diskriminierung der Roma in Rumänien
Regierungen Mittel-Ost-Europas haben in der Roma-Problematik versagt. Und das, obwohl in den 12 vormals kommunistischen Ländern vor fünf Jahren „das Jahrzehnt der Roma-Intagration" ausgerufen worden ist - mit Unterstützung von Weltbank, EU und George Soros-Stiftung. Allen Initiativen zum Trotz sind die Roma, die bis zum Zusammenbruch des Kommunismus in die kollektive Systemwirtschaft eingebunden waren, heute zum schwächsten Glied der Gesellschaften geworden, sind Diskriminierung, Stigmatisierung, Rassismus und Verfolgung ausgesetzt.