Ausbau dringend notwendig

Pflegebedarf steigt rasant an

Vor allem bei den mobilen Diensten wird der Pflegeaufwand bis zum Jahr 2020 um mehr als die Hälfte steigen. Aber es sind auch deutlich mehr Pflege-Plätze in Heimen notwendig. Das zeigt eine aktuelle Erhebung, die den erwartete Mehrbedarf aller Bundesländer zusammenfasst. Die Studie untermauert, dass die Pflege in Österreich dringend ausgebaut werden muss.

Morgenjournal, 03.09.2010

Dramatischer Anstieg

Bereits jetzt ist der Aufwand enorm. Die mobilen Pflegedienste in Österreich sind jährlich 14,5 Millionen Stunden im Einsatz, dieser Aufwand wird bis zum Jahr 2020 auf bis zu 23 Millionen Einsatzstunden steigen. Nicht ganz so dramatisch ist es bei der stationären Pflege. Der Bedarf nimmt aber auch hier zu, fast 15.000 zusätzliche Plätze kommen hinzu. Damit steigt die Zahl der benötigten Pflegeplätze in Heimen auf mehr als 77.000.

50 Prozent mehr Kosten

Auch die Kosten steigen rasant. Die Förderkosten für die Pflege liegen derzeit in den Bundesländern und Gemeinden nach deren eigenen Angaben bei etwa 1,3 Milliarden Euro. Diese Kosten werden bis 2020 voraussichtlich um die Hälfte auf bis zu zwei Milliarden ansteigen.

Genaue Planung gefordert

Alle diese Daten beruhen auf Erhebungen in den Bundesländern und deren Selbsteinschätzung, wie stark der Pflegeaufwand in den nächsten Jahren steigen wird. Zur genauen Bedarfserhebung wären klare Richtlinien notwendig. Es gibt auch immer wieder die Forderung, etwa von der Gesundheit Österreich GesmbH, nach einer qualifizierten, einheitlichen Bedarfserhebung, die laufend aktualisiert werden soll, sowie ein klare Planung für den Bereich der Pflege und der notwendigen Pflegekräfte.

"Pflege aus Sozialhilfe-Logik rausbekommen"

Der Leiter der evangelischen Diakonie, Michael Chalupka, im Morgenjournal-Gespräch vom 03.09.2010 mit

Diakonie für Pflegefonds

Die Studie zeige, dass Ausbau und Investitionen in diesem Bereich notwendig seien, sagt der Leiter der evangelischen Diakonie, Michael Chalupka, Und er hoffe, dass es nicht zu lange dauere, von der Studie bis zur Umsetzung. Zur Finanzierung regt Chalupka unter anderem einen Pflegefonds an, "damit man die Pflege aus dieser Sozialhilfe-Logik herausbekommt". Dieser Pflegefonds sollte mit Steuermitteln, auch der Vermögenssteuer, dotiert werden. "Denn dass jemand, der sein Leben lang gearbeitet hat und zum gut situierten Mittelstand zählte, im Alter zum Sozialfall wird, ist keine befriedigende Situation."

Pflegeberufe hätten jedenfalls Zukunft. Die Verbesserung der Bezahlung sei nur eine Komponente, es gehe auch um die Verbesserung der Arbeitsbedingungen und eine Aufwertung des Berufsbilds. Karriere-Sackgassen müssten beseitigt, Kompetenzen erweitert werden. Die Laufbahn müsse außerdem auf das akademische Niveau gehoben werden, fordert der Diakonie-Leiter.

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