Erneuerbare Energie und AKW-Verlängerung

Neues Energiekonzept für Deutschland

In Berlin wurde heute ein neues Energiekonzept beschlossen. Bis zum Jahr 2050 soll ein Großteil des deutschen Stroms aus erneuerbaren Energien produziert werden, der Ausstoß von Treibhausgasen soll radikal reduziert werden. Teil des Konzepts ist aber auch die besonders umstrittene Verlängerung der Laufzeiten für Deutschlands Atomkraftwerke.

Mittagsjournal, 28.09.2010

Kritikpunkt: Atomkraft-Laufzeitverlängerung

Deutschlands Regierung bemüht sich, das neue Konzept als zukunftsweisend und ökologisch zu verkaufen. Es gibt aber einen großen Haken: Die Atomkraftwerke in Deutschland sollen länger laufen dürfen als ursprünglich geplant. Der unter der rot-grünen Vorgängerregierung für das Jahr 2022 angepeilte Ausstieg Deutschlands aus der Atomenergie wird bis mindestens 2036 aufgeschoben. Den Betreiberfirmen der Atomkraftwerke werden allerdings im Austausch für dieses Zugeständnis hohe Geldsummen abgenommen. Diese sollen zu großen Teilen in die Förderung der erneuerbaren Energien fließen.

Windenergie vor Solarstrom

Das Ziel, dass Deutschland bis zum Jahr 2050 80 Prozent seines Stroms aus erneuerbaren Quellen produzieren soll, gilt als äußerst ehrgeizig. Erreicht werden soll es vor allem durch weitere Förderung der Windenergie, auch von großen Windparks auf dem Meer. Die bisher üppigen Fördergelder für Solarstrom werden dagegen etwas weniger stark sprudeln. Deutschlands Wirtschaftsminister Rainer Brüderle nennt das neue Konzept eine Zukunftschance: "Das Konzept ist eine gute und detaillierte Landkarte. Es schreibt unser Ziel, das Zeitalter der erneuerbaren Energien zu erreichen. Es schreibt den Weg dorthin, das heißt die Berge und Täler, die wir überwinden müssen. Und es zeigt uns die Mittel, mit denen wir die Hindernisse überwinden können."

Keine Wärmedämmung für alte Gebäude

Umweltminister Norbert Röttgen, Brüderles Regierungskollege, wird allgemein eher als Verlierer der Debatte gesehen. Er hätte die Kernkraftwerke gerne schneller stillgelegt. Außerdem wollte er, dass Maßnahmen zur Wärmedämmung für alte Gebäude verpflichtend festgeschrieben werden. Jetzt bleibt es bei freiwilligen, wenn auch geförderten Maßnahmen.

"Regierung vor Atomlobby eingeknickt"

Die Regierung sei vor der Atomlobby eingeknickt, sagt die Opposition. Grünen-Chef Cem Özdemir: "Das Ergebnis ist, dass sich die Regierung Schritt für Schritt von der Verpflichtung zum Klimaschutz verabschiedet." Der Klimaschutz bleibt als Zielsetzung Teil des Energiekonzepts der deutschen Regierung. Aber im Detail wurde hier einiges verwässert. So wurden strengere Bestimmungen zum CO2-Ausstoß von Autos wieder aus dem Entwurf gestrichen. Stattdessen soll verstärkt darauf hingearbeitet werden, CO2 aus Kohlekraftwerken abzuscheiden und zu speichern. Die Praxistauglichkeit dieser Technik steht allerdings noch stark im Zweifel.