Firma zahlt Minimalentschädigung
Giftschlamm: Ungarn ruft EU zu Hilfe
Nach der Giftschlamm-Katastrophe in Westungarn will die Umweltorganisation Greenpeace heute Freitag ihre Analysen präsentieren. Die verantwortliche Aluminium-Firma bietet den Opfern eine minimale Entschädigung an, bezeichnet sich aber weiterhin als schuldlos. Ungarn hat unterdessen die EU um Hilfe gebeten.
8. April 2017, 21:58
"Es herrscht große Ratlosigkeit"
Ernst Gelegs berichtet im Morgenjournal am 08.10.2010 aus dem Katastrophengebiet
Experten nötig
"Für derartige Fälle hat die EU Fonds, und wir haben einen Anspruch darauf", sagte der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban bei einem Besuch in der von giftigem Schlamm überschwemmten Ortschaft Kolontar. Bis zu fünf Experten für derartige Unfälle seien in den betroffenen Orten nötig. Die Regierung in Budapest habe den EU-Zivilschutz-Mechanismus ausgelöst, daran sind neben den 27 EU-Staaten auch Kroatien, Island, Liechtenstein und Norwegen beteiligt. Der Zivilschutz-Mechanismus soll für raschere Hilfe sorgen, die auch zwischen mehreren Staaten besser koordiniert werden kann.
360 Euro pro Einwohner
Das Unternehmen, dessen Giftschlamm-Lager die Katastrophe ausgelöst hat, will nach eigenen Angaben alle seine "Energie" dafür einsetzen, die Auswirkungen zu mindern. Im Kampf gegen die Katastrophe habe es den Behörden umgerechnet bereits 110.000 Euro zur Verfügung gestellt, teilte der ungarische Aluminiumhersteller MAL am Freitag auf seiner Internetseite mit. Erneut versicherte das Unternehmen, völlig schuldlos an der Katastrophe zu sein. Nach Angaben des Bürgermeisters von einem der am schwersten betroffenen Dörfer sollen von dem Betrag die ersten Hilfen an die Einwohner in Höhe von je 360 Euro gezahlt werden.
Bewohner werden abgesiedelt
Am Montag waren aus einem Auffangbecken in der Aluminiumfabrik Ajka, 165 Kilometer westlich von Budapest, etwa 1,1 Millionen Kubikmeter hochgiftiger roter Schlamm ausgelaufen. Vier Menschen starben, darunter ein Kleinkind, mehr als 120 weitere wurden verletzt und drei Menschen wurden noch immer vermisst. Der Schlamm breitete sich über eine Fläche von 40 Quadratkilometer aus, mehrere Dörfer wurden dabei verseucht. Ministerpräsident Viktor Orban sagte bei einem Besuch in dem betroffenen Dorf Kolontar, der Ort werde vermutlich nicht wiederaufgebaut, die Einwohner müssten sich auf einen Umzug einstellen.