Mittel effizient einsetzen
OECD: Nicht bei Vorsorge sparen
In den Gesundheitssystemen müssen die finanziellen Mittel effizienter eingesetzt werden, sagen Experten bei einer Tagung der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in Paris. Zugleich warnen sie davor, bei Vorsorgemaßnahmen im Gesundheitsbereich zu sparen.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 09.10.2010
Betonung der Effizienz
Weltweit müssen viele Staaten derzeit ihre Defizite in den Griff bekommen. Es muss gespart werden. In vielen Ländern - wie zum Beispiel in Griechenland - sollen dabei auch die Ausgaben im Gesundheitsbereich kräftig gedrosselt werden. Solche Maßnahmen würden zwar das Gesundheitssystem an sich nicht sofort gefährden, funktionierten aber nur über kurze Zeiträume, sagt Marc Pearcon, Leiter der Gesundheitsabteilung der OECD. Regierungen müssten jetzt die Weichen für die Zukunft stellen, um ihre Gesundheitssysteme zu sichern: "Die Wirkliche Herausforderung betrifft nicht die kommenden zwei oder drei Jahre, sondern die kommenden 20, 30 oder 40 Jahre. Denn neue Technologien und das steigende Alter der Bevölkerung drücken die Ausgaben im Gesundheitsbereich nach oben", sagt Pearcon. "Wenn wir also kein Gesundheitssystem haben, dass die Gelder richtig einsetzt, kann uns das in der Zukunft enorme Probleme machen."
Nicht zu Lasten der Patienten sparen
Gelder effizienter einsetzten lautet also eine magische Formel laut OECD. Denn die Ausgaben im Gesundheitsbereich sind in den vergangenen Jahren rapide angestiegen und auf hohem Niveau.
Österreich etwa gibt jährlich beinahe 30 Milliarden Euro für Gesundheit aus - das sind mehr als zehn Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Im OECD-Vergleich liegt Österreich damit im Spitzenfeld. Aber auch hier muss gespart werden. Man müsse immer Sparpotenziale finden, wo Patienten keinen Schaden nehmen, sagt Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ). Als Beispiel nennt er, dass nur Medikamente verschrieben werden, die man tatsächlich brauche.
Nicht bei Vorsorge sparen
Derzeit wird in vielen Staaten so viel für Gesundheit ausgegeben wie niemals zu vor. Dass die Ausgaben aber weiter so rasch wachsen können, bezweifelt OECD-Experte Marc Pearcon. Und alleine, das können in vielen Bürgern schon das Gefühl auslösen, es gebe Kürzungen. Und was tatsächliche Kürzungen betrifft so Pearcon Staaten aber vor allem davor, bei Vorsorgemaßnahmen den Rotstift anzusetzen: "Man kann ja verstehen, warum Regierungen das machen. Denn Vorsorge bringt nur Vorteile für eine weit entfernte Zukunft. Die Bürger merken es nicht. Da wird gegen Kürzungen niemand demonstrieren, so wie wenn sie zum Beispiel ein Spital zusperren würden." Dabei könnten aber gerade Vorsorgemaßnahmen viele Krankheiten verhindern und damit letzten Endes Kosten sparen.
7 Mio. Euro in Österreich
In Österreich fließen mehr als sieben Millionen Euro in Vorsorgemaßnahmen. Dazu gehöre die Ernährung von Kindern und Jugendlichen, Gesundheitsinformation und betriebliche Gesundheitsförderung, zählt
Minister Stöger auf. Vor allem in den Industriestaaten sind Alkohol- und Nikotin-Konsum sowie Fettleibigkeit immer häufiger die Ursache für schwere Erkrankungen.