Großer Geschlechterunterschied bei Jungwählern

Wien-Wahl: Wählerströme und Motive

Die auffallendste Wahlbewegung war die Mobilisierung der Wähler, also dass viele frühere Nichtwähler diesmal sehr wohl zur Wahl gegangen sind. Das hat besonders den Freiheitlichen genützt. Junge Männer wählten vor allem die FPÖ, während junge Frauen vorwiegend für die Grünen stimmten.

Morgenjournal, 11.10.2010

Gestiegene Wahlbeteiligung entscheidend

Die Wahlbeteiligung wird bei dieser Wiener Gemeinderatswahl deutlich über den 61 Prozent vom letzten Mal liegen, sobald alle Briefwahlstimmen eingelangt sind. Das war entscheidend für diese Wahl, erklärt Günther Ogris vom SORA-Institut, das für den ORF die Wählerstromanalyse erstellt hat: "Die SPÖ hat es geschafft, 50.000 Nichtwähler zu mobilisieren, und die FPÖ hat 45.000 ehemalige Nichtwähler zur Wahl gebracht. Das sind die beiden größten Wählerbewegungen. Die SPÖ ist in absoluten Zahlen etwa gleich stark geblieben, die Verluste ihrer Mandate und der Prozent an gültigen Stimmen sind durch die gestiegene Wahlbeteiligung entstanden."

FPÖ mobilisierte am erfolgreichsten

Im Verhältnis zu ihrer Größe ist es damit der Freiheitlichen Partei am besten gelungen, bisherige Nichtwähler zur Wahl zu bringen, meint Ogris: "Die Freiheitlichen haben auf der einen Seite etwa 46.000 SPÖ-Wähler bekommen und noch etwa 20.000 Wähler der ÖVP, zusätzlich zu den 45.000 mobilisierten Nichtwählern."

Spitzenkandidaten als Wahlmotiv

Die Wahlmotive wiederum hat das Institut für Strategieanalysen untersucht. Der Politikwissenschaftler Peter Filzmaier sagt, dass die Spitzenkandidaten eine wesentliche Rolle bei der Wahlentscheidung gespielt haben: "Etwa 40 Prozent der Wähler nannten ihren Spitzenkandidaten als Motiv, Häupl und Strache waren etwa gleich auf. Für den Amtsinhaber ist das ein eher mittelmäßiges Ergebnis, für den Herausforderer ist es ein gutes."

Geschlechterunterschied bei den Jungen

Untersucht wurde auch das Wahlverhalten der jungen Wähler und der Erstwähler. Hier zeigen sich große Unterschiede nach den Geschlechtern, sagt Peter Filzmaier: "Die Freiheitliche Partei hat bei den jungen Männern ein extrem überdurchschnittliches Ergebnis, bei den jungen Frauen hätte sie wahrscheinlich nicht einmal den zweiten Platz geschafft. Die wählen nämlich Großteils die Grünen, vor allem wenn ein formal höherer Bildungsgrad hinzukommt. Maturantinnen und Studentinnen wählen die Grünen."

Wähler mit Migrationshintergrund für SPÖ

Ebenfalls analysiert wurde, wie Menschen mit Migrationshintergrund gestimmt haben. Das Ergebnis bestätigt bisherige Untersuchungen dazu: "Die SPÖ hat bei jenen Wählern, die einen Migrationshintergrund angeben, ein überdurchschnittliches Ergebnis mit 55 Prozent der Stimmen, umgekehrt liegen die Freiheitlichen viel besser bei Wählern ohne Migrationshintergrund. Die Gruppe ohne Migrationshintergrund ist aber mit drei Viertel viel größer als die Wählergruppe der Migranten mit einem Viertel."

Gemeindebau: SPÖ hat absolute Mehrheit

Als besonders umworbene Gruppe galten auch die Bewohner von Gemeindebauten. Hier hat laut Peter Filzmaier die Sozialdemokratie nach wie vor die absolute Mehrheit, die Freiheitlichen liegen hier mit rund 30 Prozent ebenfalls leicht über ihrem allgemeinen Ergebnis.

Übersicht

  • Wien-Wahl 2010