Studenten und Lehrer protestieren
Aktionstag der Universitäten
Zum Generalangriff gegen den Sparkurs der Bundesregierung blasen heute, Dienstag, die österreichischen Universitäten. An den Hohen Schulen im ganzen Land ruht die Lehre. Stattdessen gibt es Vollversammlungen von Studentenschaft, Uni-Lehrern und Angestellten. Neu an dem Aktionstag ist, dass Lehrende und Studierende in Einigkeit auf die Barrikaden gehen.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 19.10.2010
Gegen Budgetkürzungen
Die Fronten des Protests sind in einem Punkt klar: Noch ehe der Finanzminister das Budget bekanntgibt, wollen die Universitäten - Studenten wie Professoren - verhindern, dass das Uni-Budget ab 2013 eingefroren, also faktisch gekürzt wird. Denn dann müssten die Unis Teilbereiche, ganze Institute zusperren, und das gelte es zu verhindern. Zwischen den Fronten Wissenschaftsministerin Beatrix Karl (ÖVP), die zumindest ankündigt, bei Finanzminister Josef Pröll (ÖVP) herauszuholen, was geht.
ÖH: Orientierung statt Selektion
Die Studenten wehren sich zusätzlich dagegen, dass Beatrix Karl in den neuen Studieneingangsphasen Neustudierende selektiv "hinausprüfen" lassen wolle, so ÖH-Vorsitzende Sigrid Maurer: Diese Studieneingangsphasen seien in Wahrheit Selektionsphasen mit "K.O-Prüfungen, um Studierende auszusieben". Die ÖH fordere hingegen echte Orientierungsphasen.
Seltene Eintracht
Hier endet wohl die Einigkeit zwischen Studentenvertretung und den Rektoren, die sehr wohl für die neuen Eingangsphasen sind, da sie sich ihre Studenten mehr oder weniger selbst aussuchen wollen. Daneben gibt es noch andere Einzelanliegen, die beim Aktionstag lautstark geäußert werden. Trotzdem: In seltener Einigkeit versammelt sich heute die gesamte Breite der Unis - vom Rektor bis zum Studierenden im ersten Semester.
"Adäquate Rahmenbedingungen für die Studierenden"
Der Rektor der Universität Wien, Georg Winckler, im Ö1-Morgenjournal-Gespräch mit
Bildung als Zukunftssicherung
Der Rektor der Universität Wien, Georg Winckler, fordert im Ö1-Interview "adäquate Rahmenbedingungen" für die rund 300.000 Studierenden in Österreich. Wie andere Länder - Dänemark, Deutschland, Schweiz - müsse Österreich auf Bildung setzen. Reale Kürzungen beim Budget seien da nicht die richtige Antwort für die Absicherung der Zukunft Österreichs. Sollten Studiengebühren eingeführt werden, müsste zugleich ein Stipendiensystem geschaffen werden, so Winckler.
Uni-Budget in Wahrheit gekürzt
Winckler weist die Darstellung der Regierung zurück, dass das Budget im gleichen Ausmaß wie die Zahl der Studierenden gestiegen sei: Auf der einen Seite werde vom Ministerium richtigerweise festgehalten, dass Österreich seit 2005 rund 26 Prozent mehr Studierende hat, wobei das Budget genauso gewachsen sei. Wenn man allerdings die mittlerweile abgeschafften Studiengebühren wegrechne, blieben nur mehr 17 Prozent Steigerung. Dazu komme noch die Bereinigung um die Inflationsrate, die seit 2005 zusammengerechnet zehn Prozent betrage. Real bleibe dann eine Budgeterhöhung von fünf bis sieben Prozent übrig, rechnet Winckler vor.
Weitere Aktionen
Die Hochschulen würden ihre Forderungen weiterhin unterstreichen, kündigt der Rektor an. Am 22. November gebe es ein Gespräch mit Kanzler und Vizekanzler. Davor werde man demonstrieren, wie eng die Verhältnisse an den Universitäten geworden sind und wie sehr die Unis aus den Nähten platzen. Die Regierung sei herzlich eingeladen, sich die Verhältnisse anzuschauen.