Gewerkschaften: 3,5 Millionen auf der Straße

Frankreich: Proteste erreichen Höhepunkt

In mehr als 200 französischen Städten wurde am Dienstag wieder gegen die geplante Pensionsreform demonstriert. Es ist der letzte landesweite Streik- und Aktionstag, bevor der Senat am Donnerstag endgültig über die Reform abstimmen wird. Die Proteste waren begleitet von gewaltsamen Krawallen und landesweiter Benzinknappheit.

Abendjournal, 19.10.2010

Gewerkschaften fordern Gesprächsbereitschaft

Am Dienstag waren laut den Gewerkschaften erneut 3,5 Millionen Franzosen auf den Straßen, die Regierung zählte nur ein Drittel. Der Chef der wichtigsten Gewerkschaft wandte sich direkt an Präsident Sarkozy: "Seien sie vernünftig und diskutieren sie endlich wirklich mit den Gewerkschaften, bleiben sie nicht bei den einseitig getroffenen Entscheidungen, die heute das gesamte Land ins Chaos stürzen."

Tankstellen sitzen auf dem Trockenen

Die Lage in Frankreich spitzt sich immer mehr zu und ein Ausweg zeichnet sich kaum ab. Präsident Sarkozy sagte, er werde Maßnahmen ergreifen, um gewisse Blockaden aufzuheben, wobei unklar bleibt, wie genau er das machen will. 20 Treibstoffdepots und der Zugang zu allen Raffinerien des Landes bleiben blockiert und die Lastwagenfahrer sperren den Zugang zu wichtigen Versorgungslagern. Mittlerweile sind bereits ein Drittel der Tankstellen des Landes ohne Treibstoff. Die Wirtschaft klagt bereits über Nachschubprobleme. Die Regierung berief einen Krisenstab ein, der dafür sorgen soll, dass spätestens in fünf Tagen die Energieversorgung wieder gesichert ist.

Schüler blockierten hunderte Gymnasien

Immer mehr Schüler nehmen an den Demonstrationen teil, rund 500 Gymnasien waren heute blockiert. "Wir machen vor allem mobil gegen eine Regierung, die immer autokratischer und autoritärer wird und sich weigert, die Stimme des Volkes zu hören", sagte eine Schülerin. Am Rande dieser Schülerdemonstrationen häufen sich gewaltsame Ausschreitungen: Westlich von Paris und in Lyon brannten Autos und Geschäfte wurden geplündert. Präsident und Justizministerin signalisierten Härte gegenüber den Randalierern. Hunderte von ihnen sind seit Beginn der Protestwelle bereits festgenommen worden.