Konkrete Forderungen bis Ende Jänner

Androsch initiiert Bildungsvolksbegehren

Der Industrielle und ehemalige Vizekanzler Hannes Androsch hat am Freitag offiziell ein Bildungsvolksbegehren angekündigt. Gemeinsam mit zahlreichen namhaften Unterstützern will er die Regierung zu raschen Reformen bei Schulen und Hochschulen zwingen. Geplant ist es für Mai 2011.

Mittagsjournal, 5.11.2010

Gegen die Verländerung

Den genauen Text für das Bildungsvolksbegehren gibt es zwar noch nicht. Aber die Grundforderungen sind klar: Der ehemalige Finanzminister Hannes Androsch will vor allem, dass mehr Geld in Schulen und Universitäten investiert wird, Androsch spricht von einer ausreichenden Finanzierung.

Und er spricht sich auch ganz klar dafür aus, dass das Schulsystem in der Kompetenz des Bundes sein muss. Von etwaigen Verländerungsvorschlägen, zum Beispiel des niederösterreichischen Landeshauptmanns, hält Androsch deutlich hörbar gar nichts.

Er spricht von einem abwegigen Ansinnen: "Das nächste wird sein, dass wieder - wie in der ersten Republik - jedes Bundesland entscheidet, ob es Links- oder Rechtsverkehr hat. Bei aller Wertschätzung für die Länder, aber wir sind bitteschön ein kleiner Teil eines sich integrierenden Europas von 500 Millionen Einwohnern."

Rückendeckung gegen Widerwärtigkeiten

Auch für eine gemeinsame Schule für die 10 bis 14 jährigen und für Ganztagsschulen spricht sich Androsch aus. Das Bildungsvolksbegehren soll jedenfalls breit und überparteilich angelegt sein. Man möchte Bildungsministerin Claudia Schmied (SPÖ) und Wissenschaftsministerin Beatrix Karl (ÖVP) Rückendeckung geben "gegen alle Widerwärtigkeiten, die ihnen entgegenschlagen", so Androsch.

Unterstützung von Bildungsexperten

Androsch bekommt schon jetzt Unterstützung von zahlreichen Fachleuten, zum Beispiel vom Bildungsexperten Bernd Schilcher, dem Präsidenten der Akademie der Wissenschaften Helmut Denk, oder vom Chef der Universitätsrektoren Hans Sünkel. Es müsse so viel wie möglich an Zeit und Geld in Bildung investiert werden, sagt er: "Das ist eine Investition, nicht aus Jux und Tollerei, nicht direkt in Industrie und Wirtschaft, sondern vielmehr in unsere Zukunft."

Auch der Präsident der Fachhochschulkonferenz Werner Jungwirth sieht Investitionen in die Bildung als Gebot der Stunde. In der jetzigen Situation sei ein nationaler Kraftakt notwendig, so Jungwirth: "wo man abseits von Interessenspolitik einmal sagt: Wie soll es mit diesem Land weitergehen?"

Harte Arbeit steht bevor

Der genaue Text des Bildungsvolksbegehrens muss erst erarbeitet werden. Das wird keine leichte Aufgabe, will Androsch doch viele Gruppen wie die Hochschülerschaft, Elternvereine oder Schülervertreter einbinden. Dass es da unterschiedliche Ansichten zum Beispiel beim Thema Studien-Zugangsregelungen geben kann, dessen ist sich Androsch bewusst.

Als Kritik an der Regierung will er sein Bildungsvolksbegehren jedenfalls nicht verstanden wissen: "Wir wollen eine Zivilgesellschaft sein. Wir wollen selbständige Staatsbürger sein. Wir wollen aktiv teilnehmen am politischen Geschehen. Und ich denke, das kann man von der Regierung aus gesehen nur begrüßen."

Bis Ende Jänner will Androsch die nötigen 8.000 Unterstützungserklärungen beisammen haben, um dann das Bildungsvolksbegehren beantragen zu können. Hannes Androsch hofft, dass es im Mai stattfindet.