Druck der USA wegen "Unterbewertung"
Experte warnt vor Aufwertung
China könnte seine Währung neuerlich aufwerten. Spekuliert wird derzeit über fünf Prozent, als "Dank" dafür, dass man zuletzt mehr Stimmrechte im Internationalen Währungsfonds erhalten hat. Solche einseitigen Wechselkurskorrekturen seien aber das Schlimmste, was China machen kann, meint der namhafte Experte Xiang Songzuo.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 10.11.2010
"USA produzieren Inflation"
Xiang Songzuo anerkennt schon die Ausgangslage der Debatte nicht: dass der Renminbi nämlich wirklich unterbewertet sei. Denn nach welchen Parametern könne man das messen? Jedes Land mache seine Währungspolitik, sagt der chinesische Universitätsprofessor. Die Europäische Zentralbank habe ein fixes Inflationsziel, China eben ein Wechselkursziel. Und die USA würden mit verantwortungsloser Geldpolitik ihrer Weltwährung auf der ganzen Welt Inflation produzieren – und dennoch nicht genug bekommen.
"Absurd und lächerlich"
Seit China im Jahr 2005 die Fixierung zum Dollar aufgelassen habe, sei der Kurs des Renminbi (RMB) gegenüber dem US-Dollar bereits um mehr als die 20 Prozent gestiegen, die damals gefordert worden sind. Die Exporte sind dennoch doppelt so stark angestiegen. Ein stärkerer Renminbi schaffe keine Arbeitsplätze in den USA, ist nicht nur Xiang Songzuo überzeugt und sieht hier eine rein politische Debatte: "Jetzt kommen sie wieder um zu sagen, eure Währung ist immer noch unterbewertet. Diesmal um 60 Prozent. Ich weiß nicht, woher sie die Zahl nehmen. Es ist einfach absurd. Und lächerlich."
Sorge um Spekulationsblasen
Das wichtigste Ziel Chinas sollte nämlich sein, die eigene Wirtschaft zu stabilisieren. Einseitige Kurskorrekturen lehnt Xiang Songzuo ab und spricht deutlich aus, dass er mit der Politik seiner eigenen Zentralbank, die immer wieder leichte Schwankungen erlaubt, nicht einverstanden ist. Hier geht es nicht nur darum, dass die chinesischen Investitionen in US-Staatsanleihen über Nacht an Wert verlieren würden: "Wenn wir den Renminbi um, sagen wir, 25 Prozent aufwerten, wäre das ein Desaster für die chinesische Wirtschaft. Und ich denke hier nicht nur an Exporte, Exporte wären das kleinere Problem. Vielmehr würden wir Blasen kreieren. Denn Spekulanten hätten ein Spiel, bei dem sie nur gewinnen können." Will heißen, es würde massiv in RMB gewechselt und abgewartet werden.
Ruf nach Weltwährungsreform
Spekulation im ohnehin schon überhitzen Immobilienmarkt würde folgen. Deshalb müsse sich China gegen die Aufwertung des Renminbi stemmen. Xiang Songzuo glaubt überhaupt, dass derzeit Abwertung gefragt wäre, denn im Fabrikengürtel Südchinas steige die Arbeitslosigkeit. Was also tun? Man müsse, so glaubt der chinesische Experte, die fundamentalen Asymmetrien in der internationalen Finanzordnung in Ordnung bringen. "Wir brauchen ein vielfältigeres monetäres System auf dieser Welt. Wir brauchen einen stärkeren Euro. Wir brauchen die Internationalisierung des Renminbi. So eine Reform wird langfristig Symmetrie bringen und Gerechtigkeit." Hier, so meint er, wäre Europa gefragt.
Interesse am Euro-Anleihen
China würde nämlich gerne Euro-Anleihen kaufen, so es einheitliche gäbe. Wer hunderte Milliarden an US-Dollar auf einen Schlag investieren kann, denkt nämlich in größeren Kategorien als griechische Staatsanleihen, von denen China übrigens welche gekauft hat. Die Abhängigkeit vom US-Dollar hat man in China ziemlich satt – und nicht nur, weil aus den USA ständig Kommentare zur chinesischen Währung kommen.