Türkei-Wirbel ohne unmittelbare Folgen
Qualifizierte Zuwanderer gesucht
Die heimische Wirtschaft will verstärkt gut ausgebildete Zuwanderer ins Land bringen, denn davon würde die Wirtschaftsleistung des Landes insgesamt profitieren. Die jüngsten Aussagen des türkischen Botschafters wollen Wirtschaftskammer und Industriellenvereinigung nicht überbewerten.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 11.11.2010
Keine Beeinträchtigung
Die wirtschaftlichen Beziehungen Österreichs zur Türkei seien exzellent, betont Wirtschaftskammer-Generalsekretärin Anna Maria Hochhauser. Die Exporte seien allein heuer um mehr als ein Drittel gestiegen und Österreich sei siebentgrößter Investor in der Türkei. Daran werde sich auch angesichts der aktuellen Diskussion nichts ändern, sagt Hochhauser.
Verbesserungsbedarf
Auch der Generalsekretär der Industriellenvereinigung, Markus Beyrer, will die kritischen Aussagen des türkischen Botschafters nicht überbewerten: "Entscheidend ist, dass alle wieder ein bisserl runterkommen vom Baum." Beyrer sieht aber auch Verbesserungsbedarf in der Integrationsarbeit und nennt als Beispiele die sprachliche Frühförderung, oder "das Unterrichten von Sprachen, die unsere Mitbürger mit Migrationshintergrund mitgebracht haben, in Schulen".
Hoffnung auf Rot-Weiß-Rot-Card
Grundsätzlich will Österreich die besten Hände und Köpfe aus aller Welt ins Land holen, sagt Beyrer, diese hochqualifizierten Menschen wanderten derzeit noch oft an Österreich vorbei. Mit der sogenannten Rot-Weiß-Rot-Card soll es künftig leichter werden, von außerhalb der EU nach Österreich zuzuwandern.
Qualifikation wichtig für Wachstum
Derzeit dürfen besser Qualifizierte als Schlüsselarbeitskräfte nach Österreich kommen, wenn sie mindestens 2.466 Euro brutto pro Monat verdienen. Das trifft laut Arbeitsmarktservice aktuell auf knapp 1.600 Personen zu. Künftig soll diese Einkommensgrenze fallen und auch die Familien sollen rasch nachkommen können. Gut ausgebildete Arbeitskräfte stärken den Wirtschaftsstandort insgesamt und kurbeln das Wachstum an, zeigt eine Untersuchung des Instituts für Höhere Studien. Damit würde nicht nur die Wirtschaftsleistung steigen, sondern auch die Durchschnittslöhne und in weitere Folge die Steuereinnahmen.
Weltoffene Stimmung nötig
Da sei gelungene Integration entscheidend, betont Markus Beyrer von der Industriellenvereinigung: Um die besten Hände und Köpfe anzuziehen, müssen man ihnen eine "glaubwürdige Story" bieten. Und dazu müsse man dafür sorgen, dass sich jene, die schon da sind, sich willkommen und integriert fühlen. Denn ohne weltoffene Stimmung in Österreich werde man sich trotz Rot-Weiß-Rot-Card im Wettbewerb um die besten Arbeitsplätze schwer tun.