"Der Traum des Kelten" erscheint rechtzeitig vor Weihnachten

Der neue Vargas Llosa

Wenige Wochen nach der Verleihung des Literaturnobelpreises hat der frischgebackene Gewinner seinen neuen Roman vorgestellt: In Madrid präsentierte der Peruaner Mario Vargas Llosa "Der Traum des Kelten", die Geschichte eines irischen Abenteurers, der 1916 hingerichtet wurde.

Um die Rechte für die deutschsprachige Ausgabe hat es ein heftiges Tauziehen gegeben. Vargas Llosas Stammhaus Suhrkamp hat gegen Rowohlt verloren, was der Autor öffentlich bedauert hat.

Kultur aktuell, 12.11.2010

Das Leben nach dem Nobelpreis

Auf den Anruf wartet mancher Autor ein Leben lang. Läutet es dann doch und am anderen Ende der Leitung ist der Sprecher der Schwedischen Akademie, beginnt für viele Laureaten ein neues Leben.

José Saramago erreichte der Anruf aus Stockholm 1998 am Madrider Flughafen. Schon damals ahnte der Portugiese, dass sich sein Leben als Schriftsteller grundsätzlich verändern würde. Jahre später klagte Saramago, dass er von jenem Tag an nie mehr Ruhe für das Schreiben gefunden hätte.

Der diesjährige Literaturnobelpreisträger schwankt zwischen Stolz und Zweifel. Die Präsentation seines neuesten Romans in Madrid mit Dutzenden Reportern und hunderten Fans, die mit Mario-Mario-Rufen um seine Aufmerksamkeit heischten, war nur ein Vorgeschmack dessen, was den Peruaner nach der Preisverleihung noch erwarten wird: "Ich werde belagert, mein gesamter Tagesablauf ist bedroht. Ich schlafe täglich nur drei Stunden. Ich bin glücklich über den Nobelpreis und klage nicht. Aber er löste ein Durcheinander aus, das nur schwer zu ertragen ist."

Actionreiche Kolonialgeschichte

In einer Startauflage von 500.000 Exemplaren ist der neue Roman von Vargas Llosa erschienen. "Der Traum des Kelten" erzählt die Geschichte eines irischen Diplomaten, dessen Abenteuergeist ihn vom belgischen Kongo über Nigeria bis zum peruanischen Amazonas führte.

Die filmreife Lebensgeschichte von David Casement, der als irischer Freiheitskämpfer wegen Hochverrats und Spionage 1916 in London hingerichtet wurde, dient Vargas Llosa dazu, eine actionreiche Erzählung in vielen Rückblenden zu konstruieren. Die bange Frage des Autors an sein Publikum: wird das neue Buch den Lesern gefallen oder nicht?

Der 74-Jährige Autor, der sich in Zeitungsartikeln immer wieder zum politischen Geschehen äußert, hat sich beim Schreiben Gedenken über den Nationalismus als Rechtfertigung von Gewalt gemacht.
"Akzeptieren wir nicht das Argument, dass Gewalt sich durch eine Utopie rechtfertigen lässt. Das ist eine Lüge, die hinter den schlimmsten Verbrechen der Menschheit steckt."

Llosa bedauert Weggang von Suhrkamp

Die deutsche Übersetzung des Romans wird erst Mitte 2011 erscheinen. Bei der Lizitation um die deutschsprachigen Rechte unterlag Vargas Llosas Hausverlag, Suhrkamp, der seine Bücher seit 34 Jahren veröffentlicht. Konkurrent Rowohlt hatte höher geboten und darf sich nun auf Rekordumsätze freuen. Eine Zeitung spricht von einem Seitensprung Vargas Llosas, bei dem es um Millionen geht. "Mir tat die Entscheidung sehr leid, dass dieses Buch nicht bei meinem vertrauten deutschen Verlag erscheinen sollte", schrieb Vargas Llosa an seinen Suhrkamp-Lektor Jürgen Dormagen. In einem weiteren Brief an Verlegerin Ulla Berkéwicz versicherte der 74-Jährige: "Du bist meine Verlegerin jetzt wie zuvor, und ich hoffe, dass Du es auch in der Zukunft sein wirst. Es tut mir sehr leid, dass nicht Du meinen letzten Roman veröffentlichst. Ich hoffe, dass Suhrkamp mich weiter verlegt und dass dies eine vorübergehende Episode bleibt."

Er habe sich nicht in die Entscheidung seiner Agentin Carmen Balcells einmischen wollen und werde dies auch in Zukunft nicht tun, schrieb der Schriftsteller weiter an seinen Lektor. "Gleichwohl ist die Wahrheit, dass ich eine große Zuneigung und Dankbarkeit gegenüber dem Verlag hege, der sich dergestalt um die Verbreitung meiner Bücher gekümmert hat und von dem ich soviel Herzlichkeit und Freundschaft erfahren habe", heißt es in dem Brief.

Bereits im Weihnachtsgeschäft wird sein Nobelpreis finanziell zu Buche schlagen. Neuauflagen älterer Werke des Peruaners werden bereits gedruckt. Vargas Llosa denkt aber schon an die Zeit nach der Preisverleihung: Er hofft auf Ruhe nach dem Rummel, auf ruhige Stunden mit Musikhören und Gespräche mit Freunden, vor allem aber auf die Arbeit am Schreibtisch.

"Ich werde auch in Zukunft viel plaudern und täglich schreiben. Ich kann Ihnen versichern, mich wird der Tod mit der Feder in der Hand ereilen."

Text: Manola/Red.