Betroffene werden nicht gehört

Pflegemisere ohne Ende

Die Pflegemisere in Österreich ist nach wie vor akut. Das System ist teuer und berücksichtigt nicht die Wünsche der Betroffenen. Das kritisiert Klaus Katzianka, ehemaliger Initiator eines gescheiterten Pflege-Volksbegehrens und Betreiber eines Vereins, der 24-Stunden-Betreuung anbietet. Die Politik schwindelt sich an diesem Thema seit Jahren vorbei, kritisiert er.

Mittagsjournal, 18.11.2010

An Bedürfnissen vorbei

Er hat Briefe an Bundes- und Vizekanzler geschrieben und dem Bundespräsidenten eine Videobotschaft auf youtube gestellt. Aber niemand wolle mit ihm sprechen, beklagt sich Klaus Katzianka. Dabei sei die Pflegemisere in Österreich noch immer akut. Denn nicht einmal zehn Prozent aller Pflegebedürftigen können sich eine 24-Stunden-Betreuung zuhause leisten. Und nun spare die Regierung auch noch beim Pflegegeld.

Was die Betroffenen wollen, ist egal, kritisiert er und bringt ein Beispiel: Eine 95jährige Frau kann sich Pflege zuhause nicht leisten, ihr fehlen knapp 200 Euro im Monat, die öffentliche Hand bezahlt diesen Betrag nicht, statt dessen wird für sie ein viel teurerer Platz in einem Pflegeheim gesucht.

Mehr Pflegegeld kommt billiger

Der Heimplatz hätte den Steuerzahler 2.000 statt 200 Euro pro Monat gekostet, stellt Katzianka fest. Er fordert eine Erhöhung des Pflegegeldes um 40 Prozent. Das käme der Öffentlichkeit viel billiger.

Auch Pfleger besser zahlen

Außerdem müsse es um 20 Prozent mehr Gehalt für Pflegekräfte geben. Dennoch könnte man Kosten senken, rechnet Klaus Katzianka vor. Wenn man 10 Jahre zu Hause pflege und nur zwei Jahre stationär, würde das bei 100.000 Menschen 1,5 Milliarden Euro sparen.

Weitere Kürzungen drohen

Dass die Regierung beim Pflegegeld spart, ist nur der Anfang, vermutet Klaus Katzianka. Wahrscheinlich solle langfristig das Pflegegeld in eine Sachleistung umgewandelt werden, sagt er - aus seiner Sicht eine Katastrophe für die Betroffenen.

Heute Nachmittag findet in Graz eine Demonstration statt. Klaus Katzianka wird auch dort fordern: wir wollen endlich mitreden.