Situation nicht unter Kontrolle

Haiti: Cholera breitet sich aus

Mehr als 1100 Menschen sind bereits daran gestorben. Und die Zahl steigt weiter. Hilfsorganisationen wie "Ärzte ohne Grenzen" haben nun einen eigenen Cholera-Noteinsatz in Haiti aufgebaut. Rasche Hilfe ist das Um und Auf bei der Behandlung von Cholera.

Morgenjournal, 19.11.2010

Cholera hat leichtes Spiel

Er wolle keine Hysterie schüren, aber die Lage in Haiti sei sehr prekär, täglich würden neue Cholera-Erkrankungen gemeldet. Man sei weit davon entfernt, die Situation unter Kontrolle zu haben, sagt Ivan Gayton, Leiter des Cholera-Noteinsatzes von "Ärzte ohne Grenzen" in Haiti:
"Es ist wirklich gefährlich. Die Bevölkerung ist sehr verwundbar. Viele leben seit dem Erdbeben in Camps, in Port-au-Prince sind das 1,5 Millionen Menschen in Zeltlagern. Die Menschen sind ohnehin schon anfällig für Krankheiten. Die Cholera hat sich daher auch schon sehr ausgebreitet, aber es könnte noch viel schlimmer werden. Wir hoffen natürlich, dass es nicht dazu kommt."

Problem Medikamentenverteilung

Das größte Problem ist die Versorgung mit sauberem Wasser. Das ist ein täglicher Kampf für die Menschen und für die Hilfsorganisationen, vor allem in den entlegenen ländlichen Gebieten. Medikamente gegen die Cholera gebe es hingegen genug, hier ist das größte Problem die effiziente Verteilung: "Bei Cholera ist es wichtig, dass die Leute rasch behandelt werden. Das ist das wichtigste bei der Bekämpfung dieser Krankheit. Für Menschen, die weit weg von Gesundheitszentren leben, ist diese Krankheit ein enormes Risiko." Das vordringlichste Ziel von "Ärzte ohne Grenzen" ist es daher, möglichst viele kleine medizinische Versorgungsstellen nah bei den Menschen zu installieren, um so viele Neuerkrankungen wie möglich sofort behandeln zu können.

Angst und Unsicherheit

Die Gerüchte, dass das Cholera-Virus von UN-Soldaten nach Haiti eingeschleppt worden ist, hat die Stimmung im Land aufgeschaukelt. Wut, Angst und Unsicherheit sind weit verbreitet und erschweren die Arbeit der Hilfsorganisationen, so Gayton: "Es ist verständlich, dass die Menschen Angst haben. Haiti hatte seit 100 Jahren keine Cholera mehr. Die Leute wissen einfach auch nichts über die Krankheit. Und diese Unwissenheit verstärkt die Angst noch mehr. Das führt auch dazu, dass die Menschen keine Cholera-Behandlungszentren in ihrer Umgebung haben wollen. Wir müssen ihnen dann erst erklären, warum ein solches Zentrum gut und wichtig für sie ist."

Erste Fälle in den USA

Die Cholera hat inzwischen die Nachbarländer Haitis erreicht. Erste Fälle wurden aus der Dominikanischen Republik und nun auch aus den USA gemeldet. Bei Länder wollen verstärkte sanitäre Kontrollen an den Grenzen vornehmen. Von einer Gefahr für diese Länder könne aber trotz der hohen Ansteckungsgefahr keine Rede sein, betont Ivan Gayton von "Ärzte ohne Grenzen" in Haiti. In Ländern mit funktionierendem modernen Gesundheitssystem und Zugang zu sauberem Wasser ist diese Krankheit leicht behandelbar.