Grazer AE&E Austria zahlungsunfähig
A-Tec-Pleite: Dritte Insolvenz
Im A-Tec-Imperium des Industriellen Mirko Kovats fällt ein weiterer Baustein um: Der Anlagenbauer AE&E in Graz-Raaba muss nun Insolvenz anmelden. Das ist bereits die dritte Pleite im Kovats-Konzern, nach der Mutter-Holding A-Tec und der Wiener AE&E-Dachgesellschaft.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 25.11.2010
370 zur Kündigung angemeldet
Die Hoffnung auf eine Rettung des Anlagebauers Austrian Energy & Environment (AE&E Austria) in Graz-Raaba war in den vergangenen Tagen immer kleiner geworden, jetzt ist die Insolvenz fix. Der ebenfalls insolvente Mutterkonzern A-Tec des Industriellen Mirko Kovats verliert damit seine mit Abstand wichtigste Sparte. Noch im Laufe des Tages wird der Insolvenzantrag in Graz eingebracht, an die 370 Mitarbeiter sind vorsorglich zur Kündigung angemeldet.
Unklare Risiken
Die jüngsten Verhandlungen zwischen Gläubiger und Interessenten haben sich über Stunden gezogen. Eine Einigung war nicht möglich, das Unternehmen hat daraufhin von sich aus den Weg in die Insolvenz gewählt. Wie bei der Mutterholding A-Tec wird es ein Sanierungsverfahren in Eigenverantwortung geben, entsprechend einem Ausgleich nach altem Insolvenzrecht. Eine außergerichtliche Einigung für die Grazer Firma sei einerseits an der knappen Zeit gescheitert, sagt Hans Georg Kanter vom Kreditschutzverband von 1870. Andererseits gebe es bei den übernommenen Haftungen Unwägbarkeiten und Risiken, die nicht überschaubar gemacht werden konnten.
Letzte Insolvenz?
Weitere Pleiten von Firmen aus der AE&E-Gruppe - diese Dachgesellschaft ist offiziell seit zwei Tagen zahlungsunfähig - erwarte er nicht, sagt Kantner. Ausgenommen sei die australische Tochter. Sie ist wegen zwei fehlgeschlagener Kraftwerksprojekte ein Mitauslöser der Insolvenzfälle, die von der Mutterholding A-Tec jetzt bis zum Grazer Anlagebauer reichen.
30-Prozent-Quote
Im Fall der AE&E Austria wird den Gläubigern nun die gesetzliche Mindestquote von 30 Prozent angeboten. Die Passiva belaufen sich auf annähernd 230 Millionen, auf der Habenseite finden sich an die 120 Millionen Euro. Von der Insolvenz betroffen sind 600 Lieferanten, die Mitarbeiter sind im Zuge des Frühwarnsystems beim Arbeitsmarktservice gemeldet. Das Sanierungsverfahren sei auf Erhaltung des Unternehmens ausgerichtet, sagt Kantner. Die Mitarbeiter könnten weiter ihrer Arbeit nachgehen. Jetzt gebe es einmal mehr Zeit, um die notwendigen Dinge zu besprechen und zu regeln.
Interessenten vorhanden
Nach Angaben des Kreditschutzverbandes ist das Unternehmen ausreichend liquid, um den Betrieb für die Verfahrensdauer von 90 Tagen fortzuführen. Hans-Georg Kantner geht von einem Engagement der Banken aus, weil es zumindest drei zum Teil sehr große Interessenten gebe. Denn das Unternehmen sei potent und erfolgreich auf dem Markt unterwegs. Wer die Interessenten sind wollte Kantner nicht sagen. Dem Vernehmen nach ist der Anlagebauer Andritz ein Favorit. Die Kassen des Unternehmens im Grazer Norden sind gut gefüllt. Es könnte nun agieren wie einst Mirko Kovats beim Aufbau der A-Tec - Erweiterung durch Kauf aus einer Insolvenzmasse.
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