Starker Euro, schwacher Euro
Zweierlei Euro gegen die Krise?
Der deutsche Autor Hans-Olaf Henkel (70) hat ein Buch mit dem Titel "Rettet unser Geld" geschrieben. Er meint, dass die Euroländer aufgeteilt werden sollten - in eine Zone, die auf eine harte Währung setzt und eine andere, die abwerten könnte. In Berlin hat Henkel mit dem deutschen Wirtschaftsminister Rainer Brüderle über seine Thesen diskutiert.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 01.12.2010
Lobbyist gegen Minister
Sie sind als ungleiches Paar geladen, auch wenn sie einender schon lange kennen. Hans Olaf-Henkel, bekanntgeworden als Industrielobbyist und oftmaliger Gast in Talkshows, mimt den Angreifer, den Euroskeptiker, und der deutsche Wirtschaftsminister Rainer Brüderle ist als Verteidiger gebeten zu diesem Anlass, der eigentlich eine Buchpräsentation ist.
Euro kann so nicht weitermachen
Henkel beginnt sein Buch mit den Worten: "Ich bekenne mich schuldig". Denn seinerzeit hätte er für den Euro geworben und gekämpft, jetzt sei er nur noch desillusioniert von dem, was aus dem Euro geworden ist. Der Euro könne so nicht weitermachen. Henkel stößt sich vor allem an Beteuerungen, wonach an den Rettungsmaßnahmen für Staaten wie Griechenland und Irland kein Weg vorbeiführe.
"Olivenland" Frankreich
Hans Olaf Henkel schlägt vor, die Euroländer wieder zu teilen, in einen Nord-Eurozone, zu der Staaten wie Deutschland, die Niederlande und auch Österreich gehören sollten. - Staaten also, die auf harte Währung setzen, und einen Süd-Euro-Block für "Olivenländer", zu denen er auch Frankreich zählt. Die könnten dann ihre Währung abwerten und damit leichter aus der aktuellen Krise herauskommen.
Deutsch-französische Verantwortung
Wirtschaftsminister Rainer Brüderle verteidigt den Euro, auch wegen seiner politischen Signifikanz. Aber er tut es nicht kritiklos. Auch er findet, dass der Euro nur eine halbe Sache ist, solange ihm nicht weitere Schritte zur europäischen Einigung folgen. Aber für die, so sagt er, seien nun einmal Deutschland und Frankreich die wichtigsten Motoren, und daher dürften sie sich auch nicht mehr auseinanderentwickeln, was ihre Währung betrifft. Sie müssten Führungsverantwortung übernehmen.
Kein Euroskeptiker
Und der Minister ist, wie er eben ist: offenherzig. Auch wenn es um frühere Sünden und Versäumnisse, den Euro betreffend, geht. Es habe Fehlentwicklungen gegeben, etwa um Griechenland und falsche Budgetmeldungen. Trotzdem, so der Minister, wolle er nicht als Euroskeptiker gelten. Denn dass der sich für die Buchpräsentation des frisch gewendeten Euroskeptikers Hans Olaf Henkel zur Verfügung gestellt hat, sei eben in erster Linie seiner persönlichen Verbundenheit mit dem Autor geschuldet.
Service
"Rettet unser Geld!: Deutschland wird ausverkauft", Hans-Olaf Henkel, Heyne Verlag, ISBN-10: 3453182847, ISBN-13: 978-3453182844