Europarat beschuldigt Premierminister

Organhändlerring im Kosovo

Ein Bericht des Europarates erhebt schwerste kriminelle Vorwürfe gegen den kosovarischen Premierminister Hashim Thaci. Er soll Chef eines Organhändlerringes gewesen sein, der Kriegsgefangene systematisch tötete und ihre Organe auf dem internationalen Markt verkaufte.

Morgenjournal, 15.12.2010

Organhandel während des Krieges

Es sind wirklich schwere Anschuldigungen, die der Schweizer Berichterstatter Dick Marty gegen Hashim Thaci, den Premier und früheren Chef der UCK, der Kosovo Befreiungsarmee, erhebt. Marty hat zwei Jahre lang Vorwürfe untersucht, wonach nach dem Kosovo-Krieg im Jahr 1999 serbische Kriegsgefangene, auch Zivilisten und albanische Gegner der UCK in Lagern misshandelt und getötet wurden. Laut seinem Bericht wurden die Gefangenen von Ärzten untersucht um zu sehen, ob sie sich als Organspender eignen. Wenn das der Fall war, wurden sie durch Kopfschuss getötet und die Organe entnommen. Tatort war eine modern eingerichtete Klinik nahe dem Flughafen, wo die Organe außer Landes gebracht wurden.

Hashim Thaci weist Vorwürfe zurück

Hashim Thaci soll der Boss dieser Organisation gewesen sein, die außerdem den Drogenhandel kontrollierte. Dick Marty beschuldigt in seinem Report auch westliche Regierungen, vor allem die USA, die die UCK unterstützt hatten. Sie hätten vieles gewusst. Geheimdienstberichte belegten dies, aber im Interesse der Stabilität des Kosovo seien die Verbrechen nicht weiter verfolgt worden. Die Regierung im Kosovo weist natürlich alle Vorwürfe als haltlos und Erfindungen zurück und hat rechtliche Schritte angekündigt. Der Organhandel ist im Kosovo weiterhin ein lukrativer Geschäftszweig.

100.000 Euro pro Organ

Im Moment stehen sieben Männer vor Gericht, die armen Leuten aus Moldawien, Kasachstan, Russland und der Türkei Geld für ihre Organe versprochen haben. Das Geld wurde nie bezahlt, aber kranke Organempfänger aus Deutschland, Kanada, Israel und Polen bezahlten bis zu 100.000 Euro pro Stück. Einige der Leute, die Marti in seinem Bericht nennt, sind heute noch in diesem schmutzigen Geschäft aktiv, sagt der Europaratsbericht.