Konsulentenvertrag für Vorstandschef

Flughafen Wien: Kaufmann abgelöst

Ein monatelanger Machtkampf am Flughafen Wien ist zu Ende. In einer mehr als 14 Stunden dauernden Aufsichtsratssitzung ist am späten Abend beschlossen worden, dass Vorstandschef Herbert Kaufmann mit Jahresende abgelöst wird. Neuer Vorstandsvorsitzender der Flughafen Wien AG wird der bisherige Chef des Aufsichtsrates, Christoph Herbst.

Morgenjournal, 16.12.2010

Ein Jahr Zwischenlösung

Herbst wird für ein Jahr, bis 31.12.2011, interimistisch den Flughafen führen und soll Ordnung in das Finanzdebakel um die neue Abfertigungshalle Skylink bringen. Die Ablöse Kaufmanns per 31.12. dieses Jahres begründet Herbst so: "Wir glauben, dass es am Flughafen notwendig ist, einen Neuanfang zu machen."

350.000 Euro Abfindung

Mit Kaufmann sei eine einvernehmliche Lösung des Dienstverhältnisses vereinbart worden, sagt Herbst. Daher soll es keine Millionenabfertigung für Kaufmann geben, die Abfindung werde etwa ein Jahresgehalt, also 350.000 Euro betragen, so Herbst. Der Vertrag von Kaufmann wäre noch bis 2014 gelaufen, daher auch die zunächst hohen Abfertigungsansprüche.

Gabmann und Schmid bleiben vorerst

Ebenfalls heiß diskutiert wurde über ein Ausscheiden der beiden anderen Flughafenvorstände Ernest Gabmann und Gerhard Schmid. Sie werden vorerst aber im Unternehmen bleiben, sagt Herbst, der ursprünglich den gesamten Vorstand auswechseln wollte. Nun sei vereinbart, dass deren Verträge am 31.12.2011 enden. "Danach können sich beide in einer Neuausschreibung neuerlich bewerben", sagt Herbst, der eine eigene Bewerbung ausschließt und ankündigt, jede Stelle im Vorstand künftig öffentlich ausschreiben zu lassen.

Kaufmann als Konsulent?

Der abgelöste Vorstandsvorsitzende Kaufmann verzichtet zwar auf den Großteil seiner vertraglichen Abfertigung, wird dafür aber offenbar einen Konsulentenvertag bekommen. In einem Kommunique schreibt der Aufsichtsrat nach seiner Marathon-Sitzung: "Der Flughafen Wien hat sich bis heute zu einem erfolgreichen und starken Unternehmen entwickelt und Herbert Kaufmann hat diese hervorragende Entwicklung sehr wesentlich mitgestaltet." Kaufmann wurde deshalb eine Konsulententätigkeit angeboten.

"Weder Aktien- noch Strafrecht verletzt"

Zum "Skylink"-Rohbericht des Rechnungshofes heißt es in der Erklärung: "Nach Ansicht des Aufsichtsrates liegen keine Verletzungen aktienrechtlicher oder strafrechtlicher Normen durch den Vorstand vor."

Wirtschaftsjurist mit Erfahrung

Mit dem Wechsel an der Spitze des Flughafens hat sich Christoph Herbst schlussendlich, wenn auch mit Einschränkungen, durchgesetzt. Er hatte gedroht, abzutreten, sollte diesmal keine Entscheidung im Aufsichtsrat fallen. Der Wirtschaftsjurist Herbst (50) war schon mehrfach mit heiklen Angelegenheiten betraut, wie etwa dem Bank-Burgenland-Skandal. Einer breiteren Öffentlichkeit wurde er bekannt als Opferanwalt im Amstettner Inzestfall.

Wirtschaftlich und politisch Vernetzt

Im BAWAG-Strafprozess vertrat Herbst einen angeklagten einstigen Bankwirtschaftsprüfer. Davor verteidigte er während Streikaktionen bei den ÖBB betroffene Pendler, davor war er unter anderem als Rechtsbeauftragter des Landes Niederösterreich auch sogenannter "Atombeauftragter".

Christoph Herbst promovierte 1982 an der Universität Wien (Rechtswissenschaften). Danach war er unter anderem wissenschaftlicher Mitarbeiter am Verfassungsgerichtshof. An großen und meist spektakulären Wirtschaftsfällen war er als Partner der Kanzlei Hausmaninger, mittlerweile ist er mit seiner eigenen Kanzlei vertreten. Er saß auf Niederösterreich-Mandat im Aufsichtsrat des Flughafens, galt schon davor als Vertrauter von VP-Landeshauptmann Erwin Pröll.

Seit August 2009 stand Herbst an der Spitze des Flughafen-Präsidiums, dem Kontrollgremium gehörte er davor schon sieben Jahre an.

Wird der politische Einfluss nun geringer?

Analyse von Michael Csoklich im Ö1-Mittagsjournal-Gespräch mit