Wiederaufbau nur schleppend
Haiti ein Jahr nach dem Beben
Am 12.Jänner 2010 sind bei dem verheerenden Erdbeben in Haiti mehr als 220.000 Menschen gestorben, eineinhalb Millionen wurden obdachlos. Die internationale Hilfe lief rasch an, doch politisches Chaos, weitere Naturkatastrophe und zuletzt der Ausbruch der Cholera verzögern den geplanten Wiederaufbau immer wieder.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 08.01.2011
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Überall noch Ruinen
Ein Jahr ist es nun her, das verheerende Erdbeben in Haiti, doch sieht man sich im Land um, dann hat man den Eindruck, die Katastrophe ereignete sich erst vor wenigen Wochen. Überall noch immer Ruinen, zerstörte Häuser, kaputte Straßen - eine Million Menschen lebt noch immer behelfsmäßig in Zeltstädten, hunderttausende in den Ruinen. Erst 5 Prozent des gesamten Schutts konnten bisher weggeräumt werden, erst 15 Prozent der benötigten Übergangshäuser wurden gebaut - so die erschreckende Bilanz der Hilfsorganisationen.
Neue Rückschläge
Es geht einfach alles extrem langsam, zu langsam, sagt Sophie Preisch von SOS-Kinderdorf in Haiti. Ständig gibt es neue Rückschläge: so der Hurrikan im Frühjahr, der Notquartiere zerstörte, provisorische Straßen verwüstete. Die Hilfe musste defacto wieder von vorne anfangen. Und dann der Ausbruch der Cholera im Herbst: 3650 Menschen sind bisher daran gestorben, 150.000 Menschen haben sich angesteckt. Trotz massiver Aufklärungskampagne über die Krankheit führt die Angst vor der Ansteckung zu zum Teil irrationalen Reaktionen: so weigern sich Bauern z.B. in ihre Reisfelder zu gehen, weil sie fürchten sich im Wasser dort anzustecken. Große Teile der Reisernte in Haiti drohen zu verrotten.
Kritik an Hilfsorganisationen
Es gibt aber auch Kritik an den Hilfsorganisationen. Zu viele seien nach dem Erdbeben gekommen, zu unkoordiniert laufe die Arbeit ab, sagt einer der prominentesten Kritiker, der Hollywoodschauspieler Sean Penn. Vorwürfe, die sicherlich nicht unberechtigt sind, meint Sophie Preisch von SOS-Kinderdorf Haiti. Es gebe viele kleine Organisationen, die erst mit dem Erdbeben nach Haiti gekommen sind - anders als SOS-Kinderdorf, das es schon seit 1979 in Haiti gibt.
Unterricht nur provisorisch
Und dazu gehört für SOS-Kinderdorf vor allem der Wiederaufbau von 10 Schulen. Die Pläne dafür würden bereit liegen. Doch angesichts der politischen Umbruchsituation - die Präsidentenstichwahl kann erst im Februar stattfinden - fehlt es an echten Ansprechpartnern. Es heißt also wieder warten und improvisieren, sagt Sophie Preisch. Inzwischen müsse man den Schulbetrieb in Schichten führen und die Klassen in Zelten unterbringen. Aber immerhin können man den Kindern überhaupt einen Unterricht und damit so etwas wie Normalität anbieten.