Milizvertreter gegen Darabos-Modell

"Freiwilligenheer würde niemals funktionieren"

Mit drastischen Worten haben die Vertreter der Milizsoldaten gegen die Abschaffung der Wehrpflicht Stellung genommen. Das vom Verteidigungsminister ins Auge gefasste Freiwilligenmodell werde niemals funktionieren, weil es von Wunschannahmen ausgehe. Und herauskommen würde ein Söldnerheer, das nicht mehr im Volk verankert sei, warnen die Milizvertreter eindringlich.

Mittagsjournal, 19.01.2011

"System morsch und morbid"

Die Milizverbände sprechen für rund 30.000 noch übungspflichtige Milizsoldaten. Wobei allerdings die Übungspflicht für viele nur noch auf dem Papier besteht, weil das Bundesheer kaputt gespart worden sei, so der Präsident der Milizverbände Michael Schaffer. Sein Befund: "Zwei Milliarden Euro, 24.000 Berufskader und allgemeine Wehrpflicht - das ist auf der Habenseite. Der Output sind maximal 4.500 Feldsoldaten. Hier ist also ein krasses Missverhältnis und, dass man uns nicht falsch versteht: Wir hängen wohl an der allgemeinen Wehrpflicht. Aber wir hängen nicht an dem System Bundesheer wie es jetzt ist. Weil es ist morsch, es ist morbid und es ist so nicht weiterführbar."

"Freiwilligensystem: Mit uns nicht"

Schaffer ist für eine grundlegende Reform des Heeres, aber nicht für die Reform von Darabos: "Freiwilligensystem nein danke! Mit uns nicht!"

Das wäre dann tatsächlich das Ende der Miliz, so Schaffer: "Wenn unter dem Spiel die Spielregeln geändert werden, dann sind wir nicht mehr dabei. Mit denen, die der Herr Darabos dann rekrutieren wird, wollen wir keine Kameradschaft pflegen. Das sind Randgruppen, das sind Unterschichtsgruppen. Das ist eine ganz andere Zusammensetzung, das ist nicht mehr ein Volksheer. Das wird sich auflösen, die Menschen werden nicht mehr kommen. Da brauchen wir nichts dazu beitragen."

"Darabos-Modell wird nicht funktionieren"

Die von Minister Darabos geplante Freiwilligen-Miliz von 10.000 Mann für den Katastrophenschutz habe mit der Miliz nichts gemeinsam, sagt Schaffer: "Das sind dann Söldner, die man mit Geld keilt. Es ist nicht mehr das wovon die Verfassung ausgeht: Volksheer, Wehrpflicht, Miliz." Und überhaupt werde das Modell Darabos nicht funktionieren.

Man werde die Freiwilligen nicht bekommen, blickt Schaffer zum Vorbild-Land Schweden: "Das ist eine Mogelpackung. Das schwedische Modell ist das schlechteste Modell. Es funktioniert dort nicht und es wird bei uns dreimal nicht funktionieren, weil alles Wunschannahmen sind. Es ist auch der Generalstab nicht eingebunden. Das ist zwischen Büro Faymann und Büro Darabos entstanden und da war halt der eine oder andere Einflüsterer, der was werden will."

Miliz: "Solidardienst für alle Männer"

Das Alternativmodell der Milizverbände wäre ein Solidardienst für alle Männer, auch für die bisher Untauglichen: "Das soll so aussehen, dass jeder männliche, arbeitsfähige Bürger auch seinen Solidardienst leistet. Also Untauglichkeit darf es nicht mehr geben. Jeder, der arbeiten kann, muss auch hier was tun können." Schaffer glaubt, dass eine Volksbefragung eindeutig für die Beibehaltung einer solcherart reformierten Wehrpflicht ausgehen würde.

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