Düsseldorf-Debüt mit Grillparzers "Medea"
Stefanie Reinsperger, Schauspiel
Die Eltern förderten ihr Kunst-Interesse: Stefanie Reinsperger, Jahrgang 1988, die am Reinhardt Seminar Schauspiel studierte und nun beendet hat. Die Seminar-Produktion von "Peer Gynt" brachte ihr ein Engagement am renommierten Schauspielhaus Düsseldorf. Dort hat sie am 20. Oktober ihre Debüt-Premiere als Grillparzers "Medea".
27. April 2017, 15:40
"Die Bühne hat mich schon immer fasziniert. Und meine Eltern haben mein Theater-Interesse sehr gefördert. Aber als Kind dachte ich natürlich nicht darüber nach, wie der Weg dahin führen könnte.
Auslöser war dann eine Aufführung von Lorcas 'Bernarda Albas Haus' im Musischen Zentrum, wo ich die Bernarda spielte. In einer Szene sollte ich mein Kind schlagen, brachte das aber nicht zusammen. Irgendwann kippte die Situation und ich begann, mit dem Stuhl auf die Bühne einzudreschen. Danach war ich wie in einem Trancezustand. Damals dachte ich: ich will lernen, eine solche Situation authentisch darstellen, aber dennoch kontrollieren zu können", erzählt Stefanie Reinsperger, gebürtige Niederösterreicherin aus Baden/Wien, Jahrgang 1988, über ihre Anfänge.
Ab 2007 studierte sie am Wiener Max Reinhardt Seminar Schauspiel und hat im Juni dieses Jahres mit einer Arbeit über Elfriede Jelineks Roman "Liebhaberinnen" abgeschlossen.
Zunächst hatte Reinsperger die Vienna Business School besucht und danach an der Handelsakademie Mödling 2007 maturiert.
Erste künstlerische Erfahrungen sammelte sie von 2003 bis 2006 bei Claudia Bühlmann im Musischen Zentrum Wien.
Von 2004 bis 2005 war sie in der "Sound of Music Company", wo sie Unterricht in Gesang, Tanz und Schauspiel erhielt und bei der Welturaufführung des Musicals "Laura" mitwirkte.
Affinität zu tragisch-komischen Rollen
"Mich reizen vor allem die tragisch-komischen Charaktere. Jene Rollen, wo dem Zuschauer das Lachen im Hals stecken bleibt. Die Gescheiterten finde ich sehr spannend."
Von Shakespeare bis Müller
Seit 2003 konnte Reinsperger umfangreiche Bühnen-Praxis sammeln: So war sie in Stücken von Shakespeare bis Heiner Müller zu sehen.
Ihre letzte Rolle am Seminar wird die Lena in Büchners "Leonce und Lena" (Regie: Jens Bluhm) im kommenden März sein.
Bejubelter "Peer Gynt" …
Eine herausragende Arbeit war für Stefanie Reinsperger Ibsens "Peer Gynt" in der Diplomregie von Ö1 Talent Sarantos Zervoulakes, in der sie Die Grüne, Mutter Moen sowie den Kapitän spielte:
"Hier konnte ich für mich definieren, was ich am Theater will: der ganze Probenprozess war ein gemeinsames Suchen, ein Miteinander. Und es war eine wunderbare Arbeit, weil ich in verschiedene Rollen schlüpfen konnte."
… als Entree für Düsseldorf-Engagement
Und diese Produktion war schicksalhaft für die junge Schauspielerin: sie brachte ihr ein Vorsprechen – und in der Folge ein Zwei-Jahre-Engagement am renommierten Düsseldorfer Schauspielhaus, das Stefanie Reinsperger ab August 2011 antritt:
"Die Inszenierung war 2010 in das Hamburger Körber Studio Junge Regie und zum Regie-Festival in Straßburg eingeladen. In Hamburg sah mich der Chefdramaturg, in Straßburg der neue Intendant Staffan Valdemar Holm, was ich damals zum Glück nicht wusste.
Ich freue mich enorm auf dieses Engagement, denn ich habe mich in Düsseldorf vom ersten Augenblick an wohlgefühlt", berichtet die glückliche Schauspielerin.
Düsseldorf-Debüt als "Medea"
Die glücklichen Fügungen finden eine Fortsetzung:
Als ihre erste Premiere in Düsseldorf wird Stefanie Reinsperger Grillparzers "Medea" - und zwar in der Regie von Ö1 Talent Zervoulakos - am 20. Oktober spielen.
In VT-Produktion von "Harold und Maude"
Davor war Reinsperger bis Juni in der Volkstheater-Neuproduktion von Colin Higgins "Harold und Maude" in der Regie von Thomas Birkmeir als Sunshine Doré in Wien zu sehen.
Erfolgreiche Film-Erfahrungen
Inzwischen konnte Stefanie Reinsperger auch Filmerfahrung sammeln: so wirkte sie in Tobias Dörrs "Janek" (Filmakademie, 2009), in Sebastian Sterns "Die Hummel" (2009), der heuer für diese Produktion den Bayerischen Filmpreis als bester Nachwuchsregisseur erhielt, in David Schalkos "Wie man leben soll" (2010) sowie in Susanne Zankes "Aschenputtel" (2010) mit.
"Ich finde, Theater und Film beflügeln einander sehr stark. Es geht mir etwas ab, wenn ich länger nicht filme. Denn ich habe in beiden Medien für das jeweils andere viel gelernt. Aber das Live-Erlebnis des Theaters ist für mich unersetzbar."
In ORF-Serie "Braunschlag"
Zuletzt stand Reinsperger für die ORF-TV-Serie "Braunschlag", bei der unter anderen Nicholas Ofczarek und Robert Palfrader mitwirken, wieder unter der Regie von David Schalko vor der Kamera.
Diese ORF-Produktion wird voraussichtlich 2012 ausgestrahlt.
Entwicklung mit Offenheit
Derzeit probt die erfolgreiche Schauspielerin parallel für die Volkstheater-Premiere von "Harold und Maude" sowie für die Seminar-Produktion von "Leonce und Lena".
Wie lauten ihre Zukunftswünsche? "Ich möchte in meiner Arbeit immer das Neue suchen und finden. Und mir Offenheit bewahren. Um es mit Max Reinhardt zu sagen: 'Ich werde meine Kindheit nie wieder aus meiner Jackentasche geben'", so Stefanie Reinsperger.
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