Krimi von Robert Brack

Blutsonntag

In der Geschichte der Weimarer Republik gibt es zwei kalendarische Einträge, die bis heute eine nicht nur für Historiker aufschlussreiche Symbolkraft aufweisen: Der eine ist der sogenannte "Berliner Blutmai", bei dem es rund um verbotene Aufmärsche zum 1. Mai 1929 durch polizeiliche Übergriffe zu einem regelrechten Massaker gekommen ist. Der zweite ist der sogenannte "Altonaer Blutsonntag".

Im Juli 1932 marschierten 7.000 SA-Leute und deren Anhänger durch die heute zu Hamburg gehörende und damals "tiefrot" geprägte Arbeiterstadt Altona. Eine politische Provokation, die zu gewalttätigen Auseinandersetzungen und einem ebenfalls überzogenen Polizeieinsatz führte. Bilanz diesmal: 18 Tote, darunter zwei SA-Männer.

Robert Brack, ein Hamburger Krimi-Autor, hat diese Geschehnisse zum Thema seines neuen Romans gemacht. Entstanden ist ein lesenswerter historischer Polit-Krimi mit einer kommunistischen Journalistin als Hauptfigur und einem gelegentlich skurril anmutenden Ensemble von Bohemiens, Anarchisten, Kriminellen und Kriminalisten.

Journalistin will Rache

Die Geschichte selbst ist rasch erzählt: Empört über das Gemetzel und die staatliche Reaktion, die die alleinige Schuld den Hamburger Kommunisten zuschieben will, entschließt sich Klara Schindler - so der Name der nicht unbedingt KP-linientreuen Heldin - zu einer persönlichen Racheaktion an einem Polizeioffizier. Wie dieses Unterfangen und damit der Roman endet, wird hier selbstverständlich nicht verraten.

Zu sagen aber bleibt Folgendes: Robert Brack, Autor aktueller und historischer Krimis, nutzt das Genre für eine durchaus interessante Auseinandersetzung über politische Fragen - die "kollektive Revolution" versus die "individuelle Aktion" etwa - und er versteht es auch, dramaturgische Mittel - wie die authentischen und protokollierten Zeugenaussagen über den "Altonaer Blutsonntag" - geschickt einzusetzen.

Für an Geschichte interessierte Leser/innen

Wermutstropfen in all dem: Etwas zu viel aufklärerische Pädagogik und einige Stilblüten, die hier nicht zitiert werden sollen, die aber in einem Krimi mit Sicherheit nichts verloren haben.

Fazit: Für historisch interessierte Zeitgenossen ein empfehlenswertes Buch. Ähnlich wie die etwas opulenter angelegten "Weimarer-Republik-Krimis" von Robert Bracks deutschem Kollegen Volker Kutscher. Von ihm ist - im Verlag Kiepenheuer & Witsch - gerade "Gereon Raths dritter Fall" erschienen. Titel: "Goldstein".

Service

Robert Brack, "Blutsonntag", Edition Nautilus

Nautilu - Blutsonntag