40 Namen auf der Liste
Koalition sucht neuen ÖIAG-Chef
Die Österreichische Industrieholding (ÖIAG) verwaltet die Beteiligungen der Republik Österreich an verstaatlichten und teilverstaatlichten Unternehmen. Bis zum Sommer steht noch der immer wieder kritisierte Peter Michaelis an der ÖIAG-Spitze. Wer Michaelis dann nach zehn Jahren Amtszeit nachfolgen wird, das will der Aufsichtsrat in dieser Woche entscheiden.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 31.01.2011
40 Namen
Am Beginn der Suche war das Interesse an dem Spitzenjob dürftig. Wenige Tage nach dem Ende der Bewerbungsfrist umfasst die Liste an die 40 Namen, wie es aus sehr gut informierten Kreisen heißt. Wer Peter Michaelis nachfolgen will ist nicht bekannt - mit einer Ausnahme. Ex-Telekom-Austria-Chef Boris Nemsic hat die Kandidatur bestätigt. Unbestätigt, wenn auch wahrscheinlich, sind die Bewerbungen von Markus Beyrer, Generalssekretär der Industriellenvereinigung sowie von Stephan Koren, Vizechef der BAWAG und Mitglied des ÖIAG-Aufsichtsrats. Immer wieder genannt wird der Name von OMV-Chef Wolfgang Ruttenstorfer, der seinen Posten beim Mineralölkonzern im April aufgibt.
Keine Abverkaufs-Holding
Schon heute (Montag) tagt der sogenannte Nominierungsausschuss, dem vier Aufsichtsräte angehören, am Dienstag trifft sich dann das Plenum. Es bahnt sich eine schnelle Entscheidung an. Die Koalition hält sich aus der Personalfindung heraus, sie formuliert jedoch gegenüber dem Ö1 Morgenjournal ihre Vorstellungen. Finanzstaatsekretär Andreas Schieder (SPÖ): "Es muss jemand sein, der nicht nur eine Abverkaufs-Holding will, denn das wollen wir nicht. Und es muss jemand sein mit einer starken Erfahrung in der Industrie und im Wirtschaftsleben. Denn dann kann man diese standortpolitischen Fragen gut umsetzen."
Wichtig für Standort Österreich
Und für die ÖVP sagt Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner: "Was wesentlich ist: Dass er eine integrative Persönlichkeit ist, weil ja, was die Weiterentwicklung der ÖIAG betrifft, in Österreich noch durchaus unterschiedliche Meinungen vorhanden sind." Wenn es um die Zukunft der ÖIAG geht, so ist eine schnelle Einigung in weiter Ferne, an Konzepten werde gearbeitet. Nach dem momentanen Stand will die ÖVP, dass die Holding weiterexistiert, weil sie für die Wettbewerbsfähigkeit Österreichs wichtig sei, sagt Mitterlehner. Die ÖIAG sei insbesondere für die Entwicklung des Kapitalmarktes sehr wichtig gewesen. Und die verbleibenden Unternehmen der ÖIAG seien ganz wichtig für den Standort Österreich.
Alternative Ministeriumsabteilung?
Zu den Beteiligungen der Republik an den börsennotierten Unternehmen Telekom, Post und OMV könnten weitere Unternehmen unter dem Dach der ÖIAG Platz finden, etwa die ÖBB und die ASFINAG, vielleicht auch der Verbund. Der Mehrwert sei zu prüfen. Davon will die SPÖ zumindest derzeit nichts wissen. Von einem Ende der Holding ohne wenn und aber ist aber nicht mehr die Rede. Weiterwurschteln wie bisher, so Andreas Schieder, gehe nicht. Da sei es besser die Aufgaben etwa einer Abteilung im Ministerium zu übertragen. "Wenn man sagt, man hat einen industriepolitischen Ansatz, dann kann man auch andere Varianten andenken. Das ist kein eindimensionaler Weg. Es war nur das jetzige Umgehen der ÖIAG mit dieser Diskussion um Peter Michaelis sehr eindimensional, und daher gab es auch diese eindimensionale Antwort."
Weniger Gage
Einig sind sich die beiden Politiker der Koalition in einem Punkt: Dass der neue ÖIAG Vorstandschef weniger verdienen soll als Peter Michaelis. Er hat in Summe pro Jahr bis zu 715.000 Euro bekommen.
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