Friedliche Volksfeststimmung

Hunderttausende bei Demo in Kairo

Die Proteste gegen den ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak dauern schon den achten Tag an. Und dieses Mal soll es eine besonders große Demonstration werden: In Kairo haben sich bereits zu Mittag mehr als 100.000 Demonstranten versammelt, ständig kommen neue hinzu. In Sprechchören und auf Transparenten verlangten sie erneut den Rücktritt Mubaraks.

Direktbericht aus Kairo von Karim El Gawhary

Gespräch mit Christian Williwald im Mittagsjournal, 01.02.2011

Fußmarsch ins Zentrum

Die Stimmung ist friedlich und erinnert an ein Volksfest. Die eintreffenden Kundgebungsteilnehmer haben sich auf einen langen Marsch eingestellt und Verpflegung dabei. Die öffentlichen Verkehrsmittel sind zwar unterbrochen, aber die Menschen kommen zu Fuß. Viele haben auf dem Tahrir-Platz übernachtet.

Protest braucht keine Organisation

Die Regierungssperren von Handynetzen und Internet wirken offensichtlich nicht. Eine Organisation ist nicht mehr notwendig, die Proteste sind zum Selbstläufer geworden. In allen Fernsehstationen laufen seit Tagen live die Bilder vom Tahrir-Platz. Jeder in Ägypten weiß, dass heute der Marsch der Million angesetzt ist, dass man sich trifft und dann gemeinsam zum Präsidentenpalast geht.

Bevölkerung hat längeren Atem

Es ist kaum vorstellbar, dass das Regime Mubarak noch lange durchhalten kann. Die Menschen werden auch nicht aufgeben, falls ihr Protest heute keinen Erfolg haben sollte. Es ist relativ klar, dass die Bevölkerung den längeren Atem haben wird. Die Frage ist nur, wie viel das Regime noch kaputt macht und mitnimmt, bevor es am Ende alles abgibt.

Die Leute halten zusammen

Der mögliche Versuch, das Land ins Chaos zu stürzen, dürfte gescheitert sein. Nachdem die Polizei die Gefängnisse geöffnet hatte, bildeten die Leute Nachbarschaftsinitiativen, um ihre Straßenzüge zu schützen. Damit ist die Lage ins Gegenteil umgeschlagen: Die Leute halten zusammen wie noch nie.

Militär mit Demonstranten verschmolzen

Dazu kommt noch der Druck auf Mubarak von außen, vor allem von den USA. Und dass das Militär gegen die Demonstranten vorgeht, ist mittlerweile unvorstellbar geworden. Die Leute unterhalten sich mit den Soldaten, bringen ihnen Wasser und Datteln. Die Panzer stehen inmitten des Meers an Menschen, die Soldaten sind mit der Menschenmenge praktisch verschmolzen. Unvorstellbar, dass diese Soldaten auf einen Befehl hören würden, der das Vorgehen gegen die Demonstranten anordnet.