Weniger Geld und strengere Lehrerauswahl
Privatschulen bangen um Existenz
Ein Teil der österreichischen Privatschulen bangt um ihre Existenz. Vor allem Schulen mit alternativpädagogischen Ansatz fürchten, dass sie nach einem aktuellen Erlass des Unterrichtsministeriums nicht nur weniger Geld bekommen, sondern dass auch in die Auswahl ihrer Lehrkräfte massiv eingegriffen wird. Im Ministerium versucht man zu beruhigen.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 26.02.2011
Subvention wird gekürzt
Laut Vertretern der Privatschulen wird der Bund die Subventionen von 1.000 Euro pro Schüler für 2011 de facto um 20 Prozent kürzen. Außerdem heißt es in einer Weisung des Unterrichtsministeriums, dass nur noch Personal mit staatlicher pädagogischer Ausbildung an Waldorf-, Montessori- und anderen alternativpädagogischen Schulen unterrichten darf.
Lehrermangel droht
Ein Gummi-Paragraph im Privatschulgesetz macht es möglich, dass die dort erwähnte sogenannte "sonstige geeignete Befähigung" zum Lehrberuf mal weiter und mal enger ausgelegt werden kann. Bisher habe die Waldorf- oder Montessori-Ausbildung gereicht, sagt die Montessori-Pädagogin Andrea Pisa vom Verband privater Bildungseinrichtungen und Leiterin der Neuen Schule Eichgraben. Jetzt fürchtet sie, werden die Zeiten wieder enger. Und: es gebe so gut wie niemanden, der sowohl Volksschullehrerausbildung wie auch Montessori-Ausbildung habe.
Grüne: Absurder Vorgang
Umso absurder, da zugleich ungeprüfte Lehrkräfte wegen des Lehrermangels an staatlichen Schulen unterrichten, findet der Bildungssprecher der Grünen Harald Walser, da man hier jahrelang erprobte Lehrkräfte entlassen müsse. Der Todesstoß für die Alternativpädagogik fürchtet Walser.
Ministerium: Nicht rückwirkend
Weniger dramatisch sieht das Kurt Nekula, der zuständige Sektionschef im Unterrichtsministerium. Eine Budgetkürzung sei nicht geplant, und auch die Anforderungen an die alternativen Lehrkräfte würden nicht geändert, so Nekula. Es werde keine Eingriffe in bestehende Verträge geben. Es gehe allerdings um die künftige Sicherstellung der Qualität.
Diplom für Alternativpädagogik
Trotzdem bleibt es dabei, dass die Anerkennung der Lehrbefugnis an außerstaatlichen Schulen eine Auslegungssache bleibt. Die Grünen wollen deshalb ein neues Diplom für Alternativpädagogik, das Sicherheit gibt, sagt Harald Walser. Unterstützt wird das alles von einer neugegründeten Bürgerinitiative von Alternativschulen.