Die Menge feiert

Mubarak vor Rücktritt?

Die Menge am Tahrir Platz hat bereits zu feiern begonnen. Blitzlichter überall, alle glauben daran, dass Hosni Mubarak gehen wird. Donnerstagnachmittag kam die erste Meldung aus den USA. Der CIA-Chef Leon Panetta sagte, es gebe eine "große Wahrscheinlichkeit", dass der ägyptische Präsident demnächst zurücktreten würde.

Abendjournal 10.2.2011

Die Masse feiert

Daraufhin das Militär: In einer Fernsehansprache sagt ein hoher Offizier, dass das Militär jetzt für Ruhe sorgen würde. Und in Richtung Demonstranten sagt er: "Alle eure Forderungen werden erfüllt".

Spricht Mubarak im Fernsehen?

Auch seitens der Partei, stehen alle Zeichen auf Wandel: "Ich rechne damit, dass der Präsident auf die Forderungen der Menschen eingeht, der Posten ist ihm derzeit nicht wichtig", sagte Parteichef Badrawi in einem Interview. Auf die Frage, ob Mubarak sich am Morgen an die Öffentlichkeit wenden werde, sagte er, dies könne schon viel früher geschehen.

"Es deutet vieles darauf hin, dass er diese Nacht noch abgesägt wird"

ORF-Ägypten-Korrespondent Karim El-Gawhary im Gespräch mit Wolfgang Wittmann.

Viele Gerüchte

Es gebe wenig Fakten und sehr viele Gerüchte, sagt ORF-Korrespondent Karim El-Gawhary. "Es ist alles im Fluss und wir haben eine offene Situation im Augenblick." Am Nachmittag traf sich der oberste Militärrat, das oberste Gremium, dem Hosni Mubarak selbst vorsteht. Doch das Treffen fand ohne Mubarak statt und auch ohne den Vizepräsidenten Suleiman.

Wird Mubarak abgesägt?

Danach gab es Erklärung Nummer eins: Der Militärrat wolle sich von nun an permanent treffen. Das veranlasste viele Beobachter zu der Annahme, dass der Hohe Militärrat die Macht von Mubarak übernommen hat. Ab da gehe die Gerüchteküche weiter, so El-Gawhary: Angeblich solle Mubarak auf dem Weg nach Sharm El Sheikh sein.

Das ägyptische Staatsfernsehen wiederum ließ verlauten, dass der Präsident am Donnerstag noch eine Rede halten wolle. Angeblich hätte er seinen Vize Omar Suleiman an seiner Stelle einsetzen wollen und das Militär hätte das verhindert.

"Wir haben viele widersprüchliche Meldungen und es gibt vermutlich viele Kämpfe hinter den Kulissen", sagt El-Gawhary, "aber es deutet viel darauf hin, dass Mubarak Donnerstagnacht noch abgesägt wird." Was nicht klar ist: Wer wird dann übernehmen und was wird passieren?

Wie demokratisch ist das Militär?

Angenommen, das Militär würde die Macht ergreifen, würde sie dann den Dialog mit der Opposition wieder aufnehmen, der vor einigen Tagen abgerissen ist? Die hohen Militärs in Ägypten seien großteils in den USA ausgebildet, sagt El-Gawhary. Da fänden sich keine radikalen Islamisten. Daher sei es in diesem Fall auch unwahrscheinlich, dass Islamisten die Macht ergreifen könnten.

Und die Demonstranten wollten ganz einfach ein demokratisches System haben. Daher sei mit einem sehr pluralistischen System zu rechen - wenn es das Militär eben zulässt, so die Einschätzung des ORF-Korrespondenten.

Schwappt Revolutionswelle über?

Unklar ist auch, welche Auswirkungen das auf die restliche arabische Welt haben wird? Auch in Algerien sind ja Demonstrationen für Samstag vorausgesagt. Und gerade in Algerien, sei die Situation gefährlich, so El-Gawhary: "Denn in Algerien ist ja das Militär selbst in die Korruption der Macht verstrickt." Das bedeute, dass die algerische Bevölkerung es direkt mit dem Militär aufnehmen müsste und das könnte sehr blutig werden.

"Hier herrscht Stimmung, als wäre alles schon gewonnen"

Barbara Ladinser berichtet vom Tahrir Platz in Kairo.