Demonstrationen im ganzen Land
Frauen gegen Berlusconi
"Wenn nicht jetzt, wann dann?" Unter diesem Motto fanden am Sonntag in ganz Italien Demonstrationen statt. Erstmals haben Italiens Frauen auf die vielen Sexskandale des Ministerpräsidenten reagiert. Das Fass zum Überlaufen hatte die Affäre um die junge Marokkanerin Ruby gebracht. Es gibt ein anderes Italien, sagen jetzt viele und wollen dies auch zeigen.
8. April 2017, 21:58
Abendjournal, 13.02.2011
"Ora basta!"
"Jetzt reicht's!" skandierten die Demonstrantinnen, die von Mailand bis Palermo auf die Straße gingen, um mehr Respekt für die Frauen zu verlangen. In Mailand trugen die Demonstrantinnen einen weißen Schal als Symbol ihres Protests, in der süditalienischen Stadt Andria hielten sie eine Blume in der Hand. "Diese Blume steht für den Respekt und die Würde der Frauen, Worte die Berlusconi längst vergessen hat", betonte eine Organisatorin des Protests.
"Italien ist kein Bordell"
Dass Premier Berlusconi in seiner Privatresidenz wie ein alter Sultan ausschweifende Partys mit minderjährigen Callgirls organisierte, wie die Mailänder Staatsanwaltschaft behauptet, hat bei vielen Italienerinnen das Fass zum Überlaufen gebracht. Normale Bürgerinnen, Künstlerinnen, Politikerinnen und Schriftstellerinnen riefen im Internet dazu auf, ein Zeichen zu setzen und organisierten die landesweite Protestaktion. Mehr als 100.000 Mädchen und Frauen unterzeichneten ein Manifest gegen das frauenverachtende Bild in den Medien und in der Politik. Tausende Frauen schlossen sich spontan der landesweiten Mobilisierungsaktion an. "Italien ist kein Bordell" und "Wenn nicht jetzt, wann dann?" lauten Slogans der Frauenorganisationen.
"Beleidigt und abgewertet"
Bei der Protestkundgebung in Rom, an der sich Frauen aus allen politischen Lagern beteiligten, war auch die Chefin des stärksten italienischen Gewerkschaftsverbands CGIL, Susanna Camusso, anwesend. "Wir protestieren gegen eine Führungselite, die alle Regeln missachtet. Die italienischen Frauen fühlen sich von diesem Premierminister beleidigt und degradiert", betonten die Initiatorinnen der parteiübergreifenden Protestkundgebungen.