Wirtschaftskammer und ÖBB weisen Vorwürfe zurück

Behinderten-Jobs: Beschuldigte wehren sich

Kritiker werfen ÖBB und Wirtschaftskammer (WKO) vor, zu wenige behinderte Arbeitnehmer einzustellen. Gegenüber Ö1 rechtfertigen sich die beiden Organisationen.

Mittagsjournal, 14.02.2011

WKO "bemüht sich"

Bei der Wirtschaftskammer bekundet man den grundsätzlichen Willen, mehr behinderte Menschen anzustellen. Georg Petek-Smolnik, Personalchef der Bundes-Wirtschaftskammer, räumt allerdings ein, dass die Bewerberquote bei Behinderten gleich null sei und die Wirtschaftskammern sich zum Teil ohne Erfolg darum bemühten, mehr Behinderte zu beschäftigen.

Während man beim ÖGB und der Arbeiterkammer offenbar kein Problem damit hat, genügend geeignete Menschen mit Behinderungen zu finden, tut sich die Wirtschaftskammer bei der Erfüllung der Quote schwer. Petek-Smolnik führt das darauf zurück, dass einige Berufszweige ganz spezielle Anforderungen hätten, so sei es etwa schwer, Behinderte als Handelsdelegierte ins Ausland zu entsenden.

"Verantwortung nicht nur beim Arbeitgeber"

Dass die Wirtschaftskammer den privaten Unternehmern, die sie vertritt, in Sachen Beschäftigung behinderter Dienstnehmer kein gutes Beispiel gibt, will Personalchef Petek-Smolnik so nicht stehen lassen: "Für mich stellt sich schon die Frage, ob man immer nur den Arbeitgeber dafür verantwortlich machen kann. Die Bereitschaft ist jedenfalls da und es ist ja nicht so, dass wir mit Absicht zu wenig Behinderte beschäftigen", so der Personalchef der Bundes-Wirtschaftskammer.

Anhebung der Quote in Aussicht gestellt

Zudem sei es im letzten Jahr gelungen, die Quote von 49 auf 55 Prozent anzuheben, so Petek-Smolnik. Man werde sich aber noch weiter um zusätzliche behinderte Mitarbeiter bemühen. Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl war übrigens wegen eines Auslandsaufenthaltes nicht für ein Interview zu erreichen.

ÖBB als Negativbeispiel

Auch ÖBB-Chef Christian Kern fand am Vormittag keine Zeit für ein Telefonat. Die Österreichischen Bundesbahnen beschäftigen in allen ihren Bereichen zu wenige Menschen mit Behinderung. Das Minus reicht von 6 Prozent bei der ÖBB-Dienstleistungs-GmbH bis hin zu Minus 76 Prozent bei der Produktion.

Sicherheit als Begründung

In einer schriftlichen Stellungnahme heißt es dazu:"Die Ursache für die Nicht-Erfüllung liegt zu einem großen Teil an den strengen Betriebstauglichkeitserfordernissen. Auch sicherheitstechnische gesetzliche Vorgaben geben uns Beschränkungen vor. Die ÖBB haben natürlich großes Interesse, in Bereichen, die keinen strengen Sicherheitsbestimmungen unterliegen, ihre Quote zu erhöhen und mittel- bis langfristig zu erfüllen." In einigen Bereichen, etwa bei der klassischen Bürotätigkeit, werde die Quote bereits jetzt nahezu erfüllt, heißt es in der Stellungnahme der ÖBB.