Murnbergers "bester Feind" fand Anklang

Zwischenbericht von der Berlinale

Gerne hält die Berlinale Ausschau nach prominenten Gästen und so stattete auch das Team des 12-fach Oscar-nominierten Dramas "The King's Speech", allen voran Hauptdarsteller Colin Firth, dem Festival einen Besuch ab. Um vom Medienrummel zu profitieren, startet der Film diese Woche auch in den deutschsprachigen Kinos.

Kultur aktuell, 17.02.2011

Sieht er sich eigentlich selbst schon als Oscar-Gewinner? Der dieser Tage fast unvermeidlichen Frage weicht Schauspieler Colin Firth mit britischer Höflichkeit aus, er müsse sich erst einmal vom letzten Sonntag erfangen, also vom gewonnenen BAFTA-Award der britischen Filmakademie, und: keine Ahnung, wer da nächste Woche eine Oscar-Rede halten wird.

180 Millionen Dollar hat das Drama "The King's Speech" bisher weltweit eingespielt - das hat bereits Gerüchte über eine Fortsetzung entstehen lassen, der ebenfalls Oscar-nominierte Regisseur Tom Hooper winkt in Berlin aber ab.

Bären-Favorit aus dem Iran

Viel weniger schmuckes und starbesetztes Festival, dafür aber eine künstlerische Offenbarung liefert im Wettbewerb der bisher klare Bärenfavorit, der iranische Film "Nader and Simin, a Separation". Die Trennung einer Frau von ihrem Mann löst hier eine Kettenreaktion aus: Der Mann stellt eine Pflegerin für seinen kranken Vater ein, feuert sie aber bald wieder, worauf sie eine Fehlgeburt erleidet und er unter Mordverdacht gerät.

Recht und Gesetz, Moral und Lüge, Schuld und Unschuld, Religion und Verantwortung, all das verdichtet Regisseur Asghar Farhadi zu einem spektakulären, aber unaufgeregt erzählten Drama, in dem sich letztlich ein Grundkonflikt des Landes offenbart.

In seinem Film spiegle sich auch das gesellschaftliche Gefälle im Iran wider, so Asghar Farhadi, zwischen einer ärmeren, sehr religiös und traditionell denkenden Schicht, und einer gebildeten, aufgeschlossenen Mittelschicht. Es sei letztlich ein Kampf zwischen Alt und Neu.

Rollentausch à la Murnberger

Ohne Bärenchancen, weil außer Konkurrenz, ging der österreichische Wettbewerbsbeitrag "Mein bester Feind" in Berlin an den Start. Regisseur Wolfgang Murnberger erzählt eine etwas andere, komische Nazi-Geschichte, in der ein Kleidertausch auch einen lebensrettenden Rollentausch zwischen einem Nazi und einem Juden bewirkt.

"Es ging einfach auch einmal darum zu sagen, man kann über diese Zeit auch eine fiktive Geschichte erzählen, in der Juden nicht nur hinter Stacheldrahtzäunen in KZ-Kleidung stehen", sagt Regisseur Murnberger. "Das war der Grundgedanke dieser Geschichte, zu erzählen, dass einmal ein Jude in so einer fiktiven Geschichte der Held ist."

In einer Mischung aus Drama und Groteske bleibt "Mein bester Feind" in der Zuspitzung seines komischen Potenzials etwas unentschlossen, was nichts daran ändert, dass der Film in Berlin durchaus auf Zuspruch stieß.

Textfassung: Red.