Der Bankenstresstest geht in die zweite Runde

Europas Banken droht neuer Stress

In Europa läuft am Freitag die zweite Runde der Banken-Stresstests an. Verantwortlich ist die neue europäische Finanzaufsicht EBA in London. Der Test soll unter deutlich härteren Bedingungen ablaufen. Den ersten europaweiten Bankenstresstest im vergangenen Sommer haben fast alle Banken bestanden.

Kurze Zeit später musste Irland mit Milliarden seine Banken auffangen und die Eurozone kurz darauf ganz Irland retten.

Mittagsjournal, 04.03.2011

Eine neue Wirtschaftskrise?

Europas Banken droht neuer Stress. Eine tiefe Krise wird Europa erschüttern, so die Annahme des zweiten europaweiten Bankenstress-Testes, der am Freitag startet. Sind Europas Banken für diese neuerliche Krise ausreichend mit Kapital ausgestattet? Das ist die Frage, die die neue Bankenaufsicht EBA in London interessiert.

Drei Szenarien erstellt

Die europäische Superaufsicht hat als Bedingung für den neuen Großbanken-Stresstest drei Szenarien erstellt. Erstens einen plötzlichen Verfall der Immobilienpreise. Besonders Banken in Spanien, Großbritannien und Irland haben sehr viele Immobilienpapiere als Sicherheiten in ihren Büchern und der Immobilienmarkt dort ist alles andere als stabil. Der Test soll zeigen, welche Bank einen Schock noch verkraften kann und welche frisches Geld brauchen wird.

Annahme: Plötzliche Zinserhöhung

Zweite Annahme ist eine plötzliche Zinserhöhung. Derzeit leihen Banken um ein Prozent Geld von der Europäischen Zentralbank. Dreht die Zentralbank stark an der Zinsschraube, um die Inflation in den Griff zu bekommen, so trifft das natürlich auch die Banken. Am stärksten wiederum in den Ländern, die hohe Schulden haben und deren Wachstum dahin dümpelt.

Hohe Zinsen könnten das Wirtschaftswachstum abwürgen, weil sich Kredite verteuern. Banken würden dann wieder vermehrt Kreditausfälle verkraften müssen. In der Realität werden Zinsen in der Eurozone moderat und in kleinen Schritten erhöht, im Stresstest wird aber eine plötzliche Zinserhöhung unterstellt.

Staatenstress

Drittens soll der Test auch einen Staatenstress enthalten, also einen Schock bei den Staatsanleihen.

Die genauen Bedingungen werden den Banken am Freitag mitgeteilt. Am 11. März folgt eine gemeinsame Besprechung mit der Nationalbank. Erst dann ist klar, an welchen Maßstäben die Institute gemessen werden - etwa welche Kernkapitalquoten sie mindestens halten müssen, um den Test zu bestehen.

Härterer Test für die Banken

In Österreich bleibt es bei den bewährten Testteilnehmern, Raiffeisen Bank International und Erste. Die Bank Austria wird wie schon beim ersten Test über ihre italienische Mutter UniCredit gestresst. Den Banken steht ein härterer Test bevor. Die neue Bankenaufsicht EBA will ihre Zähne zeigen, bestätigt auch Harald Ettl. Der Vorstand der Finanzmarktaufsicht vertritt Österreich in der EBA.

Ergebnis im Juni

Offenbar will niemand eine Wiederholung des Desasters in Irland. 2010 wurden 91 Banken getestet, nur sieben fielen durch, darunter die verstaatlichte Hypo Real Estate aus München. Aber keine einzige irische Bank. Obwohl nur kurze Zeit später die irische Regierung zunächst die Banken mit Milliarden auffangen musste und dann als Ganzes Hilfe von der EU gebraucht hat.

Das Schockszenario soll härter werden, sagt Ettl, die Risiken werden sich von Land zu Land unterscheiden. Der Test soll bis Mitte April laufen. Im Juni soll das Ergebnis Bank für Bank veröffentlicht werden.