Repression zum Tag des Volkskongresses

Kommunistische Partei feiert sich

Es ist das schon gewohnte Spektakel: Die mehr als 3.000 Abgeordneten strömen aus allen Ecken des Riesenreichs nach Peking in die große Halle des Volkes, zur alljährlichen Sitzung des chinesischen Parlaments. Und die Delegierten wissen, was sie den Journalisten zu sagen haben.

Mittagsjournal, 05.03.2011

Beschlossenes abnicken

"Der 12. Fünfjahresplan ist wichtig und gut für Chinas Entwicklung und Zukunft", erzählt Herr Chen Qitao, der aus der Provinz Anhui angereist ist. Dass die Delegierten hier einfach nur abnicken, was vorher längst beschlossen worden ist, das gehört dazu. Premier Wen Jiabao legt in seiner Rede vor den Delegierten Rechenschaft ab und stellt den neuen Fünfjahresplan vor. Der Kernpunkt: Chinas Wirtschaft soll langsamer wachsen. Betont wird dafür nachhaltiges Wachstum.

"Mit Qualität wachsen"

Die Kluft zwischen Chinas Metropolen im Osten und den Inlandsprovinzen, zwischen Städtern und Bauern, zwischen Arm und Reich soll kleiner werden verspricht der Premierminister: "In den kommenden fünf Jahre soll unsere Wirtschaft nur mehr um sieben Prozent wachsen. Dafür soll sie mit mehr Qualität wachsen. Wir wollen uns mehr auf das Wohlergehen der Menschen konzentrieren. Wir wollen Arbeitsplätze schaffen. Die Bildung unserer Mitbürger soll oberste Priorität haben."

Drohung mit Sanktionen

Der nächste Protestaufruf gilt für morgen. Sollten Medienvertreter sich zu den Orten angekündigter Proteste bewegen, dann wäre das illegal, ließ man uns wissen. Und das könnte mit dem Verlust der Arbeitserlaubnis, des Visums und letztlich mit der Ausweisung bestraft werden. Am vergangenen Sonntag wurden Journalisten, die über Proteste berichten wollten, die letztlich dann nicht stattgefunden haben, schikaniert, von Beamten in Zivil bedroht. Einige wurden festgenommen, zumindest einer wurde krankenhausreif geschlagen.

Behörden greifen härter durch

Bekannte Bürgerrechtsaktivisten sind verschwunden, stehen unter Hausarrest oder wurden eingeschüchtert - zynische Routine jedes Jahr, wenn der Volkskongress tagt. Aber heuer greifen die Behörden deutlich härter durch als sonst. Die Nerven des Regimes liegen offenbar blank, kein Zufall angesichts der Revolten im Nahen Osten. Aber all das ist ja heute ohnehin kein Thema. Der Premierminister spricht von "Harmonie" und "gerechter Entwicklung". Von ausländischen Revolutionen oder medialen Störenfrieden will man sich den großen Tag des chinesischen Parlamentarismus nicht vermiesen lassen.