Wirtschaftliche Folgen noch nicht absehbar

Erster Arbeitstag nach dem Tsunami

Das verheerende Erdbeben und der anschließende Tsunami wirken sich bereits auf Japans Wirtschaft aus. Der wichtigste Wirtschaftszweig ist die Industrie, vor allem Autobauer und Produzenten von Autozubehör-Teilen. Zahlreiche Unternehmen mussten jetzt ihre Produktion stoppen oder zumindest einschränken.

Mittagsjournal 14.03.2011

Ruhiger Tag in Tokio

Heute war in Japan der erste Arbeitstag nach der Katastrophe vom Freitag. In jenen Regionen, die vom Erdbeben und dem Tsunami nicht oder nur wenig betroffen waren, läuft das Geschäfts- und Wirtschaftsleben relativ normal. Auf den Straßen der Hauptstadt Tokio ist es heute etwa ruhiger als an einem normalen Montag, sagt der österreichische Handelsdelegierte in Japan, Martin Glatz. Einige Menschen konnten nicht zur Arbeit kommen: "Die Bahnverbindungen sind unterbrochen. Manche Betriebe haben heute auch zu."

Viele Betriebe geschlossen

In den vom Erdbeben und dem nachfolgenden Tsunami besonders betroffenen Regionen nördlich Tokios stehen viele Betriebe heute vollständig still. Der weltgrößte Autobauer Toyota lässt bis Mittwoch alle Fabriken geschlossen. Honda will den Betrieb bis Sonntag stoppen, weil Autoteile fehlen. Nissan und Suzuki haben die Produktionsbänder angehalten. Auch in Werken der Autozulieferer und Elektronikkonzerne wie Sony, Nippon, Steel und Mitsubishi Electric wird nicht mehr gearbeitet.

Engpässe durch Produktions-Stopp

Viele Fabriken wurden durch das Erdbeben beschädigt oder in Folge des Tsunami überflutet. Jetzt werden die Gebäude nach Schäden untersucht. Durch den Produktionsstopp wird es zu Engpässen kommen. Allein durch den Produktionsstopp bei Toyota werden 40.000 Autos weniger produziert. "Es ist nicht so, dass alles still steht."

Strom rationiert – Lebensmittel fehlen

In vielen Unternehmen werde relativ normal gearbeitet. Auch dort kommt es aber zu Beeinträchtigungen, weil der Strom rationiert wird, der öffentliche Verkehr eingeschränkt funktioniert und Lebensmittel in Supermärkten fehlen.

Wirtschaftliche Folgen unabsehbar

Welche Folgen das Erdbeben, der Tsunami und nun die Betriebs-Ausfälle für die japanische Wirtschaft haben werden ist noch nicht absehbar, sagt Glatz: "Die Frage stellt sich, wie lange die Beeinträchtigungen dauern. Der Nordosten des Landes ist wirtschaftlich nicht so wichtig wie die Regionen um die Ballungsräume."

Börse: Markt in Tokio bricht ein

Empfindlich hat erwartungsgemäß der Finanzmarkt reagiert: Der japanische Nikkei ist um mehr als sechs Prozent gefallen. Die Notenbank will nun eine Rekordsumme von umgerechnet 132 Milliarden Euro in die Wirtschaft pumpen. Verunsicherung ist derzeit das Schlagwort: Denn noch steht nicht fest, wie groß das Ausmaß der Schäden ist. Dazu kommt die Gefahr einer möglichen Kernschmelze.

Folgen für Handelspartner

Noch nicht absehbar sind auch die Folgen für internationale Handelspartner - wie Österreich. Nach China und den USA ist Japan der wichtigste Handelspartner in Übersee. Rund ein Prozent der österreichischen Exporte gehen nach Japan, vor allem Maschinen, Holz und chemische Produkte. Entscheidend ist auch hier, wie lange die Wirtschaft in Japan beeinträchtigt sein wird.

Japanische Wirtschaft exportorientiert

Umgekehrt ist die japanische Wirtschaft extrem exportorientiert. Ausfuhren sind eine zentrale Stütze für das Wachstum. Wie sehr diese Stütze nun wackelt, werden die nächsten Tage und Wochen zeigen.