Ein Netz, separate Rechnung

Ökostrom: Atomstrom ist vermeidbar

Die nukleare Katastrophe in Japan hat auch in Europa eine Debatte über die Atomkraft ausgelöst. Österreich selbst hat zwar keine Reaktoren, importiert aber bis zu sechs Prozent Atomstrom. Wer diesen Atomstrom als Kunde vermeiden will, der kann sich an ausschließliche Ökostrom-Anbieter wenden.

Mittagsjournal, 18.03.2011

Die Stromrechnung ist "Öko"

Woher der Strom aus der Steckdose kommt, lässt sich eigentlich nicht genau sagen. Denn alle Kraftwerke speisen ihren Strom in dasselbe Netz ein - egal ob Atomkraftwerke oder Windparks. Die Ökostrom AG in der Wiener Mariahilferstraße garantiert ihren Kunden trotzdem Strom, der zu hundert Prozent aus erneuerbaren Energiequellen kommt - aus Wasserkraftwerken, Windparks und Solar-Anlagen. Möglich ist das nur über die Abrechnung, sagt Vorstand Horst Ebner: Die Ökostrom AG betreibe Ökostromkraftwerke, kaufe von Partnerunternehmen wie Windkraftbetreibern Ökostrom ein und speise diesen in das Netz ein. "Unsere Kunden bezahlen mit ihrer Stromrechnung nur den Strom, der in Ökostromkraftwerken produziert wird."

Wind und Sonne teurer als Wasser

Preislich haben die Kunden die Wahl zwischen zwei Angeboten: Der billigere Ökostrom besteht hauptsächlich aus Wasserkraft und kostet kaum mehr als der Strom von herkömmlichen Anbietern. Der teurere Strom kostet um bis zu 15 Prozent mehr, dafür kommt dieser Strom zu einem größeren Anteil aus Windparks und Sonnen-Energie. Zehntausend Kunden hat die Firma mittlerweile.

Aufbau eines neuen Energiesystems

Auf die Frage, warum man sich für "seinen" Öko-Strom entscheiden sollten, sagt Ebner: "Wir unterstützen den Aufbau des neuen Energiesystems, das auf erneuerbaren Energiequellen basiert. Mit den Einnahmen investieren wir in neue Kraftwerke wie Windparks und Photovoltaik-Anlagen. Das unterscheidet uns von herkömmlichen Anbietern."

Wasserkraft oder Atomstrom-Mix

Wobei auch herkömmliche Anbieter Ökostrom anbieten. Der Verbund zum Beispiel liefert an die privaten Haushalte Strom aus "100 Prozent Wasserkraft". Das steht so auch auf der Rechnung, und damit wird auch geworben. Das ist aber nur die halbe Wahrheit: Denn über eine Tochtergesellschaft beliefert der Verbund Großkunden mit importiertem Strom, und da ist auch Atomstrom dabei, das bestätigt auch Christian Schönbauer von der Behörde E-Control.

Rechnung sagt nicht alles aus

Kritiker sprechen deswegen von einer Mogelpackung und fordern, dass so etwas auf der Rechnung ausgewiesen sein sollte. Christian Schönbauer von der E-Control ist jedoch skeptisch: Eine Gesamteinschätzung eines ganzen Unternehmens sei auf einer Rechnung kaum mitzutransportieren und mitzubewerten. Die Suche nach reinem Ökostrom kann sich also kompliziert gestalten, und nicht immer bietet die Stromrechnung dabei alle Informationen.

Energiesprecher: Wasserkraft ausbauen

Österreich tritt europaweit massiv gegen die Atomkraft auf - und bezieht zugleich sechs Prozent seines Strombedarfs aus europäischen Kernkraftwerken. Die Energiesprecher der heimischen Parlamentsparteien sprechen sich großteils für einen Ausbau der heimischen Wasserkraft aus, um diesen Anteil zu senken und damit international glaubwürdig zu bleiben.

Mittagsjournal, 18.03.2011