Israel legt neuen Plan vor

Künstliche Insel vor Gaza-Streifen

Ein kurios anmutender israelischer Plan soll vom Stillstand im Friedensprozess zwischen Israelis und Palästinensern ablenken oder den Stillstand sogar überwinden helfen. Eine künstliche Insel mit einem Flughafen und einem Seehafen würde die Isolation der Palästinenser im Gazastreifen beenden und damit die politische Lage entschärfen.

Mittagsjournal, 30.03.2011

Brücke statt Blockade

Zwischen Israelis und Palästinensern muss endlich etwas weitergehen, heißt es immer wieder, sonst kommt es zu einer Explosion. Politische Verhandlungen sind nicht in Sicht, aber jetzt gibt es plötzlich eine erstaunliche halb politische, halb technologische Idee: eine künstliche Insel vor der Küste des Gaza-Streifens. Die israelischen Truppen und Siedler sind ja vor sechs Jahren aus dem Gaza-Streifen abgezogen, den Israelis wird aber der Vorwurf gemacht, dass sie das Gebiet noch immer umzingeln und blockieren.

Vater der neuen Initiative ist Verkehrsminister Israel Katz: Ich habe eine Formel gesucht, die es uns ermöglicht, uns von der zivilen Verantwortung für Gaza abzukoppeln und andrerseits die Sicherheitskontrolle auf dem Meer zu behalten, die kritisch ist, um den Waffenschmuggel zu verhindern.

Mit Flug- und Seehafen

Die Insel soll 4 Mal 2 Kilometer groß sein – eine 4,5 Kilometer lange Brücke soll sie mit dem Festland verbinden. Auf der Insel sollen ein Flughafen und ein Seehafen errichtet werden – damit hätten die Gaza-Palästinenser eine Verbindung zur Welt. Die Autorität auf der Insel würde bei einem internationalen Gremium liegen – so könnten etwa Nato-Inspektoren den Waren- und Personenverkehr kontrollieren. Auf dem Festland ginge das nicht: dort wäre die Stationierung von Inspektoren zu gefährlich und würde eine Kooperation mit der geächteten Hamas voraussetzen, die das Gebiet beherrscht. In der Vergangenheit gab es ja schon Versuche mit EU-Inspektoren, die aber von einem Landübergang zum Gasastreifen vertrieben wurden.

Langfristige Vision

Die Studien zu dem Projekt haben vor drei Monaten begonnen – auch als Folge des blutigen Zusammenstoßes mit der so genannten Gasa-Hilfsflotte im vorigen Jahr. Es gebe weltweit 17 verschiedene Modelle für derartige künstliche Inseln, heißt es, die Sache sei also machbar. Ein Haken sind natürlich die enormen Kosten von 4 bis 8 Milliarden Euro. Aber die Finanzierung wäre mit der Hilfe westlicher Regierungen und auch privater Investoren möglich, sagt Minister Katz.

Internationale Hotelketten wären interessiert, weil man auch einen Jachthafen und andere Tourismuseinrichtungen bauen könnte. Außerdem könnte man die Insel später auch zur Meerwasserentsalzung und zur Stromerzeugung nützen. Das Ganze wirkt wie eine fantastische Vision für einen neuen Nahen Osten. Freilich: bis zur Fertigstellung der künstlichen Insel würden fünf bis zehn Jahre vergehen, und so lange wird der Nahe Osten kaum stillhalten.

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