Parlamentswahl am Sonntag

Finnland: Rechtpopulisten legen zu

Wenn die Finnen am Sonntag zur Wahl gehen, werden die traditionellen Regierungsparteien in Finnland wohl eine Überraschung erleben. Denn ähnlich wie in anderen europäischen Ländern sind auch in Finnland die Rechtspopulisten klar im Vormarsch.

Rechtsruck erwartet

Finnland steht vor einem gewaltigen Rechtsruck. Jüngste Umfragen zeigen, dass die rechtspopulistische Partei „die Wahren Finnen" am Wahlsonntag mit mindestens 15,4 Prozent der Stimmen rechnen kann, das ist etwa vier Mal so viel als sie bei den letzten Wahlen erreichen konnten. Zum ersten Mal seit Jahren ist völlig ungewiss, was die rund 4,4 Millionen finnischen Wahlberechtigte entscheiden werden. Die Stimmung unter den Finnen und den großen traditionellen Parteien ist dementsprechend angespannt - obwohl das auf den ersten Blick gar nicht auffällt.

Mittagsjournal, 16.04.2011

Aus Helsinki,

Vervierfachung vorhergesagt

Während die "Perussuomalaiset" ("Wahre Finnen"), wie sich die finnische Rechtspartei nennt, bei den letzten Parlamentswahlen nur 4,1 Prozent der Wählerstimmen gewinnen konnten, sagen ihnen die Meinungsforscher für kommenden Sonntag schon 17 Prozent voraus. Damit sind sie nur knapp hinter den bis dato die finnische Politik dominierenden Parteien Konservative, Sozialdemokraten und Zentrum. Bisher waren die "Perussuomalaiset" nur mit sechs von 200 Abgeordneten im Parlament (Eduskunta) in Helsinki vertreten.

Morgenjournal, 15.04.2011

EU-Skepsis und Rassismus

Mit ihrer radikalen Einstellung gegen die Europäische Union und gegen Zuwanderung scheinen die "Wahren Finnen" bei ihren Landsleuten voll ins Schwarze zu treffen. Der 48-jährige Parteichef der "Wahren Finnen", Timo Soini, gibt sich bei seinen Auftritten meist als bodenständiger EU-Skeptiker und als Bewahrer traditioneller finnischer Werte. Heikle Fragen, wie solche zu der von einem Teil seiner Parteimitglieder immer wieder geäußerten rassistischen und islamfeindlichen Kommentaren, behandelt er ebenso unscharf wie persönliche Fragen; beispielsweise über seine Bekehrung zum Katholizismus, zu der er sich vor vielen Jahren nach einem spirituellen Gespräch mit einer irischen Nonne entschieden haben soll.