Standard & Poor's zweifelt an Bonität

Wütende Reaktion auf US-Rating

Den USA könnte bald die beste Kreditwürdigkeit, das "Triple A", aberkannt werden. Die Rating-Agentur "Standard & Poor's" (S&P) hat den Zukunftsausblick der US-Wirtschaft von stabil auf negativ gesenkt. Das führt in den USA zu wütenden Reaktionen und heizt die Schuldendebatte weiter an.

Morgenjournal, 19.04.2011

Ratingagentur zweifelt an US-Sanierungsplänen

Sollten der US-Regierung bis 2013 keine überzeugenden Schritte zur Haushaltssanierung gelingen, könnte die Topbewertung zum ersten Mal in der Geschichte der USA der Vergangenheit angehören. Für die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) sind die Auslöser für den negativen Ausblick die großen US-Budgetdefizite und die stark ansteigende Verschuldung. Außerdem sei es zweifelhaft, ob sich Republikaner und Demokraten auf dringend notwendige Sanierungspläne einigen könnten. Ein negativer Zukunftsausblick bedeutet, dass S&P von einer 1:3 Wahrscheinlichkeit ausgeht, dass das Rating für die USA in den kommenden zwei Jahren gesenkt werden muss. Umgekehrt gäbe es auch eine Zweidrittelchance, dass es gleich bleibt, betont David Beers, Managing Director von S&P.

Weißes Haus weist Rating zurück

Scharfe Kritik kommt vom US-Finanzministerium. Standard & Poor's unterschätze die Möglichkeiten der US-Regierung mit den Herausforderungen fertig zu werden. Im Weißen Haus wird der schlechte Ausblick in einer ersten Reaktion als Weckruf für die Politik bezeichnet. Der Sprecher des Weißen Hauses Jay Carney ist überzeugt, dass die Aussichten besser sind und der politische Prozess die Erwartungen von S&P übertreffen werde.

Obama habe in seiner Grundsatzrede vergangene Woche einen Weg zu einer Übereinkunft von Republikanern und Demokraten zum Schuldenabbau aufgezeigt. Es bestehe erstens Einigkeit über das Problem und zweitens über das Ziel, erklärt Carney. Nämlich die Einsparung von vier Billionen Dollar, innerhalb von zehn bis zwölf Jahren.

USA stehen vor großer Herausforderung

Schwierig sei der dritte Schritt, eine Zwei- Parteien-Einigung zu erreichen, aber zwei von drei Punkten sei schon ein Fortschritt, so der Sprecher des Weißen Hauses, Jay Carney. Und er zeigt sich demonstrativ optimistisch: "Die Geschichte zeigt, immer wenn es um viel geht, kommen beide Parteien zusammen und können Probleme lösen."

Doch die Probleme der USA sind unvorstellbar groß. Allein im laufenden Jahr häufen die USA mehr als eine Billion Dollar neue Schulden an, zehn Prozent ihrer gesamten Wirtschaftsleistung. Die US-Gesamtverschuldung liegt bei unvorstellbaren 14,2 Billionen Dollar. Zur Veranschaulichung: Mit 14 Billionen Schritten könnte man 266 Mal um die Erde gehen.