Folgen der Ölpest immer noch zu spüren

Ein Jahr nach "Deepwater Horizon"

Morgen jährt sich zum ersten Mal die Explosion der Bohrinsel Deepwater Horizon - der Auslöser der größten Ölpest in den USA. Monatelang ist es dem Ölkonzern BP nicht gelungen ein Leck am Meeresgrund zu schließen und 1000 Kilometer Küste wurden verschmutzt. Ein Jahr später warten hunderttausende Bewohner immer noch auf Entschädigungszahlungen.

Mittagsjournal, 19.04.2011

Auftakt einer Katastrophe

"Elf Vermisste nachdem eine Ölbohrinsel in einem Meer aus Flammen explodiert" - so berichten die Nachrichten in Louisiana am 20. April vor einem Jahr über den Auftakt zur Katastrophe. Erst Tage später wird klar, dass aus einem in Leck am Meeresgrund Öl ins Wasser schießt. Das Schicksal der elf toten Arbeiter steht vorerst im Mittelpunkt. Später werden von Untersuchungskommissionen unglaubliche Schlamperei und laxe Kontrollen enthüllt. Alle Sicherheitsvorkehrungen haben versagt: Sogar alle Alarmanlagen waren abgeschaltet, weil diese zuvor mehrmals falsch angeschlagen hatten.

BP-Chef versagt als Krisenmanager

Als sich vor der Küste Louisianas ein bedrohlich großer Ölteppich bildet und die Umwelt-Katastrophe Gestalt annimmt, sorgt ein Mann zusätzlich für Emotionen: Der britische BP Chef Tony Hayward erklärt vor laufender Kamera, dass niemand mehr als er sich ein baldiges Ende des Desaster wünsche, um in sein früheres Leben zurückkehren zu können. Die um ihre Existenz bangenden Menschen an den Küsten finden diesen Vergleich wenig erbaulich. Als auch Präsident Barack Obama Hayward als unfähig bezeichnet, wird dieser bald abgelöst.

Leck-Verschluss scheitert immer wieder

Die Bilder der unter Wasser sprudelnden Ölquelle laufen ununterbrochen im US-Fernsehen. Ein Versuch nach dem anderen das Leck zu schließen scheitert: von der überdimensionalen Saugglocke bis zur Operation "Top Kill", dem Versuch das Leck mit Spezialschlamm zu verstopfen. "Nach drei vollen Tagen Operation Top Kill ist das Leck nicht zu - jetzt müssen wir etwas anderes versuchen", kündigt damals der neue BP Einsatzleiter Doug Suttles an.

Erst Monate später, am 19. September 2010, versiegelt ein Spezial Verschluss das Leck. Immer mehr Öl hat mittlerweile die Strände erreicht. Massiver Einsatz chemischer Lösungsmittel drückt den Großteil allerdings auf den Meeresgrund. Die Wissenschafter rätseln bis heute über die Folgen.

Katastrophe längst nicht überwunden

Den Schätzungen der US-Regierung zufolge sind bis zu 800 Millionen Liter Öl ins Meer gelangt. Fischerei und Tourismus wurden hart getroffen. Ein Jahr später ist Fischen fast überall wieder erlaubt, die meisten Strände sind offen, einige gesperrt. Häufig werden immer wieder Teerklumpen angeschwemmt. Die Fischer klagen über schwache Fänge, Hoteliers über ausbleibende Gäste. Das Thema entlang der Küste ist die von dem Ölkonzern BP und der Regierung versprochene Entschädigung: 20 Milliarden Dollar hat BP in einen Fonds einbezahlt, fast vier Milliarden wurden an Ölpest-Geschädigte bisher ausbezahlt.

Entschädigungszahlungen laufen schleppend

Immer wieder wird überbordende Bürokratie und schleppende Abwicklung beklagt. Die Kritik an dem von der Regierung eingesetzten Sonderbeauftragen Kenneth Feinberg wird immer lauter - besonders nachdem er sich eine Gehaltserhöhung von 400.000 Dollar genehmigt hat. Bei Versammlungen mit Ölpestgeschädigten macht sich immer öfter Empörung breit. Auf Knien fordert ein Mann vor Feinberg seine Entschädigung: "Ich will doch nichts Unmögliches: Ich will nur leben! Was soll ich tun? Wollen sie, dass ich auf die Knie gehe? Schauen Sie ich knie jetzt - ich brauche mein Geld, um zu überleben." Kenneth Feinberg selbst verspricht immer wieder, sich um jeden einzelnen frustrierten Bürger zu kümmern.

Ende 2012 werde die Region den wirtschaftlichen Schaden durch die Ölpest überwunden haben, heißt es immer öfter von offizieller Seite - wirklich glauben wollen das in den betroffenen Regionen allerdings immer weniger Menschen.

Service

Ölkonzern BP