Zweifel an Bonität der Branchengrößen
Japans Autohersteller in der Krise
Nach der Erdbebenzerstörung, der Tsunamikatastrophe und den unabsehbaren Folgen des Reaktorunfalls von Fukushima stürzt die japanische Automobilindustrie in die Krise. Den Branchengrößen Toyota, Honda und Nissan droht eine Herabstufung ihrer Kreditwürdigkeit, wodurch sich die Kredite für Japans Automobilindustrie verteuern würden.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 26.04.2011
Schlechte Ratings für Japans Autohersteller
Die ins Schleudern geratenen japanischen Autobauer werden nun auch auf den Finanzmärkten kritisch beäugt: Die US-Ratingagentur Standard & Poor's hat angekündigt, die Bonität von Toyota, Nissan, Honda und drei japanischen Zulieferfirmen herabzustufen, sollten die Produktionsausfälle infolge der Katastrophe noch länger andauern. Und auch an der Tokioter Börse sind die großen japanischen Autobauer heute von den Anlegern abgestraft worden.
Zerstörte Infrastruktur
Durch die Erdbeben-, Tsunami- und Reaktorkatastrophe hat sich die japanische Autoproduktion mehr als halbiert. Viele Fabriken und Teile der Infrastruktur wurden durch Erdbeben und Flutwelle zerstört. Es fehlen Einzelteile, der Strom ist knapp und wegen der unterbrochenen Lieferketten stehen auch in Werken außerhalb Japans die Maschinen still.
Der Automobilexperte Stefan Bratzel von der Fachhochschule der Wirtschaft in Bergisch Gladbach sieht derzeit eine enorme Belastung für die japanischen Automobilhersteller. In der stark an Fixkosten orientierten Automobilindustrie sei es ein Riesenunterschied, wenn man plötzlich nur eine Auslastung von 60 Prozent hat statt 80 oder 90 Prozent.
Folgen spüren auch die Konsumenten
Wenn die Automobilhersteller nun noch höhere Zinsen für Kredite zahlen müssen, verschärfe das die Situation zusätzlich, so Bratzel. Beziffern könne man den Schaden für die Unternehmen noch nicht, auch sei unklar, wie lange die Probleme noch andauern. Die Schwierigkeiten der japanischen Autobauer spüren auch die Kunden, sagt Stefan Bratzel.
Der Konsument müsse sich zum einen bei vielen Modellen auf längere Lieferzeiten einstellen und zum anderen versuche man natürlich das zu liefern und zu produzieren, was im Moment noch möglich ist. Das bedeutet das bestimmte Ausstattungsmerkmale, Modelle oder bestimmte Getriebearten nicht geliefert werden können, so Bratzel.
Chance für Konkurrenten
Die Schwäche der japanischen Autoindustrie, sagt Automobilexperte Bratzel, könnte internationalen Konkurrenten nützen und dazu führen, dass der derzeit noch weltgrößte Autobauer Toyota die Marktführerschaft verliert und heuer von General Motors aus den USA oder Volkswagen aus Deutschland ausgebremst wird.
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